Psychiatrische Diagnosen: nicht immer wirklich verlässlich!

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    • Psychiatrische Diagnosen: nicht immer wirklich verlässlich!

      Quelle:blogs.scientificamerican.com/o…-for-two-major-diagnoses/

      Die amerikanische psychiatrische Vereinigung (APA) arbeitet an einer neuen Auflage des diagnostischen Katalogs (DSM V).
      Dabei wurde auch angeschaut, welche Diagnosen ziemlich verläßlich gleich von verschiedenen PsychiaterINNen anhand der Kriterien gestellt werden.
      Für manche Krankheiten, zB Autismus, ist die Verläßlichkeit hoch (das heißt: fast alle kommen zu der selben Diagnose).

      Für andere Erkrankungen ist die Verläßlichkeit eher niedrig.

      Ganz besonders niedrig ist sie scheinbar für

      1. Generalisierte Angsterekrankungen
      2. "Major Depression" (die klassische depressive Phase).

      In diesen beiden Bereichen scheint es, kommen PsychiaterInnen einfach kaum auf dieselbe Diagnose....

      Das zeigt:

      1. Die Diagnosen, die wir heute zur Verfügung haben, sind teilweise "schwammig"; das heißt NICHT, daß es in diesen Fällen keine Erkrankungen gibt, sondern daß das Konzept noch nicht ausgreift ist und sich möglicherweise hinter vielen "gleichen" Diagnosen völlig unterschiedliche Erkrankungen "verstecken".

      2. Daraus folgend: Es keine "allgemein gültigen" Therapieempfehlungen geben kann, sondern vielmher jeder einzelne Fall in Ermangelung von mahr harten Fakten tatsächlich individuell und anhand des Therapiebedarfs zu beurteilen ist.

      3. Dass entgegen aller Unkenrufe auch und gerade im Fachbreich Psychiatrie sehr sehr viel nachgedacht wird - von allen Seiten. Es wäre ziemlich vorschnell, in diesem Bereich irgendwelche Pauschalurteile abzugeben.

      4. Neue Erkrenntnisse aus Genetik, Biochemie, Immunologie, Psychotherapie etc. bringen dzt. eine Unmenge an neuen Daten; die Hauptaufgabe besteht darin, diese richtig zusammenzusetzen und zu interpretieren.

      PS: Für alle die das jetzt als "Gegenargument" gegen psychiatrische Diagnosen überhaupt verwenden wollen: Genau das wird hier NICHT ausgedrückt, sondern vielmehr, daß es sich auszahlt, sher genau und mit viel integriertem Wissen und ohne fixe Vorurteile auch Althergebrachtes zu hinterfragen und gegebenfalls zu verbessern.
    • Wahrscheinlich beginnt das Problem schon damit, dass in der Psychiatrie sich verschiedene Beschwerdebilder überlappen und individuell auch noch unterschiedlich sind. Denn - irgendwie muss man dafür einen Begriff - finden, der nach dem vorstehenden nie grenzscharf sein kann. Vielleicht sollte man das viel mehr als bisher auffächern.

      Ich selbst hatte schon - bei gleichem Grundproblem - die verschiedensten Diagnosen gestellt bekommen.

      Auch der Fall "Brevic" zeigt deutlich, wie ungenau oder sogar falsch das ist. Das erste kam zum Urteil schuldunfähig, das zweite zum krassen Gegenteil.
    • RE: Psychiatrische Diagnosen: nicht immer wirklich verlässlich!

      psmmg schrieb:

      ...

      Das zeigt:

      1. Die Diagnosen, die wir heute zur Verfügung haben, sind teilweise "schwammig"; das heißt NICHT, daß es in diesen Fällen keine Erkrankungen gibt, sondern daß das Konzept noch nicht ausgreift ist und sich möglicherweise hinter vielen "gleichen" Diagnosen völlig unterschiedliche Erkrankungen "verstecken".

      ...
      Bring es schön auf den PUNKT,

      Schöne Grüße aus OÖ
      Chiron


      PS: Wo is eigentlich Punkti???
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      Wall von Kristall allüberall ~ schliesse Dich rings um mich
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      als Liebe, Licht, Leben allein
      So ist es und so soll es sein.

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    • Na, das kann man aber LAUT sagen !

      Bei meiner letzten Psychiatrisierung im Frühjahr 2005 erhielt ich binnen 10 Tagen 3 verschiedene Diagnosen:
      1. ( Stationsarzt aus Kasachstan mit falschem Dr.Titel) "Paranoia" (-schizophren sollte das wohl auch heissen).
      Blöderweise war dieser Dilldapp auch bei der richterlichen Anhörung dabei und der Richter selbst war auch eine
      "Aushilfskraft" bzw. "Vertetung" und hatte auch keinerlei Ahnung von "sowas"...:-(((
      2. Die Stationsoberärztin brachte es dann zu einer "schizoaffektiven Psychose - Diagnose"....
      3. "Alles Blödsinn" sagte der Chefarzt dann nach anderthalb Wochen: " Sie haben ganz klar eine Manie !"

      Was ja dann auch zutreffend war - aber wie man sieht, ist die Fehlerquote insbesondere "in den unteren Rängen" von Psychiatern sehr hoch!
      Eine z.B. durch hochdosiertes Cortisol induzierte Manie sind sie offenbar nicht in der Lage, zu erkennen......
      Und dann kommt noch das Pflegepersonal dazu....grauenhafte Zustände, der Begriff "Medizin" währe dafür eine Glorifizierung, zumindest im 21. Jahrhundert ! :boese:
      Kann sich das von Denen überhaupt jemand vorstellen wie man sich da fühlt - 10 Tage lang in so nem geschlossenen Betonbunker rumzulaufen mit "falschen Diagnosen am Hals ???"
      Und noch was: ich selbst habe das alles ja relativ unbeschadet überstanden. weil ich meine "Höchststrafe" von 6 Wochen Zwangspsychiatrie öfters mal (das 1. Mal 3 Tage nach Einlieferung) für "kleinere oder grössere Ausflüge ins Umland" genutzt habe - wozu gibt es Telefone und Taxis ?
      Aber was mir nicht verborgen bleiben konnte : Etlichen "Patienten" dort wurde weit übler mitgespielt als mir und ich bin mir sicher, dass da Einigen auch massiv geschadet wurde !!! :shocked:

      lg
      eule4
      "So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."


      Felix Kriwin

      Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von Eule4 ()

    • Hallo PSMMG

      was Du da schreibst, weiß ich schon lang
      und Du hoffentlich auch?!!

      Was nicht heißt, das ich es nicht schön finde, wenn es auch von Deiner Seite kommt.

      Was da geschieht, diagnostiziert wird, ist ein Verbrechen, an der Menschlichkeit. Ohne böse Absicht, deshalb ist es so schwer diese Tragödie
      zu entlarven und menschlich weiterzukommen.

      Im psychiatrischen Bereich, geht es ganz pauschal um Menschlichkeit! Und Diagnosen versperren den Zugang von Mensch zu Mensch.
      Beobachte das bitte mal, ich bin gespannt, ob Du das auch feststellen kannst.

      Das ganze Studium eines Psychiaters ist (wie wohl jedes Studium an einer Univeristät) total verkopft.
      Es stimmt nicht, das in der Psychiatrie, nicht gedacht wird, das Gegenteil ist der Fall. Es wird zuviel
      gedacht, es fehlt das Herz.

      Vielleicht kennst Du das Feilschen, um die "richtige Diagnosen" bei den Besprechnungen in der Psychiatrie.
      Der Nutzen, für den Patienten ist gleich null.

      Ausgenommen, sind Erkrankungen, die durch Viren oder Bakterien hervorgerufen wurden und sich auf das Gehirn auswirken,
      wie bei der Syphilis. Diese Patienten, brauchen dann Penicellin aber keinen Psychiater.

      Es mag sich platt anhören, aber es ist mir ganz ernst, wer seelich erkrankt, dem mangelt es an Liebe.
      Umgekehrt, ist es die beste Medizin, sie bewirkt schon kurzfristig eine Verbesserung und langfristig
      könnte man sogar seelische Erkrankungen eliminieren.

      Hast Du etwas darüber in Deinem Studium gelernt? Was ist Liebe?
      Durch was kommt sie zum Ausdruck und was steht Ihr im Wege?

      Ein selbstbewußte, eigenvernatwortliche Entwicklung ist ohne Liebe nicht möglich.

      Der Gegenspieler der Liebe, ist die Angst. Die Angst steht der Liebe im Wege.

      Auch diese Erkenntnis ist nichts neues, Jahrhunderte wurde Angst gebraucht,
      weil selbstbewußte und eigenverantwortliche Menschen, nicht gefragt wurden.

      Gefragt, waren Aufoperungsbereitschaft, "die richtigen Antworten zu geben"
      auf den Punkt gebracht, Gehorsam.

      Ein guter Psychiater, muß ein Liebender sein. Heute lernen Menschen,
      in der Psychiatrie, weniger fremdbestimmt zu sein und ihr Selbstwertgefühl
      auf Ihre inneren Qualitäten auszurichten und eben nicht auf Äußeres.
      Das ist eine interessante Entwicklung..



      LG Tobi

      youtube.com/watch?v=zQegsqYhuZE
    • Diagnosen in die Tonne werfen??!!!

      Moritz, wieviele geisige Erkrankungen gibt es? Nach meiner Schätzung, sind es um die Dreihundert. Kommt das hin?

      Nach der Bibel der Psychiater, dem DSM, de.wikipedia.org/wiki/Diagnost…anual_of_Mental_Disorders
      sind alle Menschen geisteskrank.

      Du meinst, das das Konzept von Diagnosen noch nicht ausgereift und "schwammig" ist?

      Brauchen wir also noch mehr Diagnosen? Mehr Spezifikationen? Sind die bisherigen noch nicht genug?

      Um Gottes willen. Nicht auch das noch. Was haben wir davon, jedes Verhalten, was nicht erwünscht ist,
      einer Krankheit zuzuordnen?

      Wie bei jeder Weiterführung, des DSM, wurden wieder ein paar Krankheiten dazu erfunden,

      Das neue DSM, geht aber auch neue Wege.

      Eine wesentliche Änderung der kommenden Fassung besteht nun darin, dass mit der vorherrschenden Alles-oder-nichts-Mentalität der Symptome gebrochen wird. Hatte ein Patient beispielsweise fünf von neun Symptomen einer Depression nach DSM-IV-TR, dann galt er als depressiv; waren es hingegen nur vier, dann nicht. In Zukunft sollen diese strengeren Kriterien durch Skalen ersetzt werden. Auf ihnen kann zum Ausdruck gebracht werden, wie stark ein bestimmtes Symptom ausgeprägt ist. In der Fachwelt nennt man dies den "dimensionalen" Ansatz psychiatrischer Erkrankungen. Laut der Science-Meldung hat das den Vorteil, den verschiedenen Störungen eines Patienten gerecht zu werden. Eine einzige, bestimmte Erkrankung liege nur in wenigen Fällen vor.


      heise.de/tp/artikel/32/32099/1.html

      Das wird dann bedeuten, das ein Patient zum Beispiel 22 Prozent depressive Symptome hat, 12 Prozent angstgestört und 19 Prozent schizophren, 13 Prozent narzistisch und 5 Prozent psychopathisch und fünf Prozent borderlin ist. Wir bewegen uns dann in einem Bereich, der immer spezifischer und genauer wird, das wird so weit gehen, bis sich der ganze Buchhaltungswahn und Quatsch total auflöst.

      Streng genommen, ist eine Diagnose, eine Momentaufnahme. Wenn man nach DSM alles in eine Diagnose packt, (und am besten noch Moment für Moment) muß man ja wahnsinng werden.
      Da Lob ich mir wieder die Reduzierung auf fünf bis sechs Diagnsoen in der Psychiatrie, Schublade auf, Klape zu - und für den Schnellverkehr, weiß man wenigstens um was es geht.

      In der Allgemeinmedizin, richtet sich die Diagnose, nach den momentangen Symptomen. Wenn die Krankeit ausgeheilt ist, ist auch die Diagnose nicht mehr da.



      LG Tobi

      news.doccheck.com/de/article/2…-5-ganz-normal-verrueckt/
    • RE: Psychiatrische Diagnosen: nicht immer wirklich verlässlich!

      psmmg schrieb:

      Psychiatrische Diagnosen: nicht immer wirklich verlässlich!

      ....

      Dabei wurde auch angeschaut, welche Diagnosen ziemlich verläßlich gleich von verschiedenen PsychiaterINNen anhand der Kriterien gestellt werden.
      Für manche Krankheiten, zB Autismus, ist die Verläßlichkeit hoch (das heißt: fast alle kommen zu der selben Diagnose).

      Für andere Erkrankungen ist die Verläßlichkeit eher niedrig.

      Ganz besonders niedrig ist sie scheinbar für

      1. Generalisierte Angsterekrankungen
      2. "Major Depression" (die klassische depressive Phase).

      In diesen beiden Bereichen scheint es, kommen PsychiaterInnen einfach kaum auf dieselbe Diagnose....

      ....
      Eine große Frage stellt sich damit aber natürlich für uns Betroffene:

      Wie verlässlich sind dann die Behandlungen ... wenn schon die Diagnosen nicht passen ????
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    • Nun, ich verwende in Vorträgen gerne folgendes Bild
      (ich habe da tatsächlich zwei Bilder, die sich "überlagern", hier kann ich es nur beschreiben)

      Am Beispiel "Bipolar":

      - es gibt bekanntermaßen ein Kontinuum zu unipolaren rezidivierenden Depressionen (je nachdem, wie man Manie/Hypomanie definiert sind viele vermeintlich unipolare "eigentlich'" bipolar)
      - und ebenso ein Kontinuum mit Übergang zu schizophrenen Psychosen.

      bildlich kann man das darstellen als "Spektrum" mit den verschiedenen Spektralfarben von der "unipolaren" zu "bipolaren" Seite und von der "nicht-schizophrenen" zur "schizophrenen" Seite.

      (und da ist die nächste Dimension mit dem zeitlichen Verlauf und die durchaus mögliche Veränderung mit der Zeit noch gar nicht beinhaltet")


      Dieses Bild ergibt ein großes mehrdimensionales Farbspektrum, daß scheinbar fließend ist.
      Der Eindruck des "Fließens" entsteht aber lediglich durch den Abstand des Betrachters.... würde er/sie genauer hinsehen, wäre jeder/jede Betroffene ein eigener kleiner Farbpunkt (Pixel) irgendwo in diesem Spektrum zu einem gewissen Zeitpunkt und der Eindruck einer gleichen Menge entsteht ausschließlich durch unscharfes Fokussieren.

      Ich kann es nicht besser ausdrücken, aber diese Sichtweise entspricht meiner persönlichen Erfahrung mit Betroffenen.
    • Gutes Bild, kann mir das ganz gut visuell vorstellen.

      Und trifft auch für mich persönlich zu, so ganz rein Bipo ala Lehrbücher bin ich mal
      irgendwie nicht (immer).

      Nachdem ich ja derzeit leicht Hypo bin und dadurch sowieso glaub, die "Ganze Welt"
      besser zu verstehen, ist mir gerade irgendwie in den SInn gekommen,
      dass es bei den Diagnose(n)-Spektrum irgendwie sehr stark um die Symptome geht.

      Aber imo zu wenig um die Ursachen ... der Störungen.
      Und es gibt eigentlich viel zu wenig verschiedene Medikamente.
      Paar AD, paar NL und noch ein paar Salze ... ...

      Irgendwie fehlt mir da eine genauere Basistherapie, die an den Wurzeln anpackt ...
      vielleicht ja auch wirklich auf Gen-Ebene, mal abwarten was noch so alles kommt,
      in Zukunft.
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    • Vielleicht sollte man gar keine Diagnosen stellen. Mir hatte man nach einer Zwangseinweisung sofort an den Kopf geknallt, ich sei manisch-depressiv. Für mich hörte sich das an, als sei ich geisteskrank, was mich sehr belastet hat, bekommt man ja nicht alle Tage gesagt, dass man Plemplem ist.

      Gratulation an die Ärzteschaft: Neben meinen sonstigen Problemen hatte ich jetzt auch noch ein Stigma und ein Trauma, das alles innerhalb von 10 Minuten nach Einlieferung. Gott sei dank hat das meine befreundete Ärztin sehr stark relativiert, als sie mich besuchte. Sie wollte die Sache gar nicht benannt haben, weil ihrer Meinung ohnehin jede psychiatrische Diagnose in Teilbereichen falsch sei. Sie hat den Psychiatern dort die Behandlung auch aus den Händen genommen und mich innerhalb kürzester Zeit wieder auf Spur gebracht.
    • Erstmal Danke an Moritz, dass er dieses Thema aufgreift, auch wenn es auch schon wieder Jahre auf dem Buckel hat.

      Erstmal ist eines wichtig: Hier in AT wird nicht der DSM IV (resp. bald V) zur Diagnostik herangezogen, sondern der ICD -10, der ist wesentlich rigider! (Zumindest die Krankenkasse will das so.)

      Der DSM ist wesentlich phänomenologischer ausgerichtet (also auf Beobachtung des einzelnen) und wird häufig von Psychologen bevorzugt.

      Als ich vor nun mehr als 30 Jahren gleichzeitig als Patientin und als Studentin an der CDK (Psychiatrie) in Salzburg war, wusste der damalige Chef
      (Prof. Gastager - Buchtipp: Die Fassadenfamilie - leider vergriffen) schon, dass psychiatrische Diagnosen immer auch abhängig waren vom
      behandelnden Arzt. Und so kam es vor, dass Patienten der CDK (damals Landesnervenklinik) mit der Diagnose "Schizophrenie" im Linzer Wagner-Jauregg-Krankenhaus fast immer als "Manisch-depressiv" diagnostiziert wurden und umgekehrt.

      Ihm war auch klar, dass Medikamente immer nur eine Krücke sein können und er hat mich dahingehend ermutigt, die Medikamente auch mal wieder auszuschleichen.......und er hat dafür gesorgt, dass ich einen passenden Therapeuten finde. Denn nicht jeder Therapeut passt auch zum Patienten. Gastager wusste das, er war selbst Psychoanalytiker (mein Therapeut damals war Transaktionsanalytiker, wenn man Wert auf die Schule legt; ich denke heute, dass das gar nicht so wichtig ist......die vertrauensvolle Beziehung ist das einzige, das wirkt!)

      Irgendwann in den späten 80er Jahren hat dann ein Paradigmenwechsel stattgefunden, die Betonung lag auf der Diagnose nach ICD-10 und der
      medikamentösen Behandlung. Das spiegelt sich auch in den Universitäten wider (Fachbereich Psychologie), die menschliches Verhalten messbar und kontrollierbar machen wollte. Das ist in der Geschichte immer eine Wellenbewegung: Mal liegt die Naturwissenschaft obenauf, mal die Geisteswissenschaft - ein jahrtausendealter Streit. Bezeichnenderweise weist mein akademischer Titel (Mag.phil.) auf die Geisteswissenschaft hin, obwohl die Abteilung der naturwissenschaftlichen Fakultät zugeordnet ist *grins*. In Deutschland wäre ich Diplompsychologin, was eindeutig aussagekrälftiger ist. Aber das nur nebenbei...........

      Was mir auffällt:
      Es gibt heute Diagnosen, die man damals gar nicht kannte oder anders einordnete:

      Lese- und Rechtschreibschwäche (fällt unter kindliche Entwicklungsstörung, halt ich für Schwachsinn, ebenso wie Enuresis Nocturna oder ADHS).
      Burn-Out: wenn ich das schon höre, krieg ich einen Hals................ist nichts weiter als eine in verschiedensten "Kleidern" vorhandene Depression, usw.

      Persönlich denke ich, dass es nur ganz wenige psychiatrische Erkrankungen gibt: dazu zähle ich alle passager oder ständig vorhandenen Psychosen (ok, den Begriff halt ich auch für blöd, denn eigentlich ist es ja eine Wahrnehmungsstörung und weist damit schon wieder auf eine neurologische Erkrankung hin) und die schwere, lebensbedrohliche Depression (so mit Nahrungsverweigerung etc); hier sind Diagnosen halbwegs brauchbar und Medikamente mehr als sinnvoll, auch wenn man sie lebenslang nehmen muss - Diabetiker müssen ja auch lebenslang Medikamente einnehmen oder injizieren (damit gehört auch die bipolare Erkrankung dazu)

      Alle anderen "Erkrankungen und Störungen" fallen für mich unter "Verstoss oder Ablehnung gegen den gesellschaftlichen Konsens": Angst und Panikattacken haben immer einen ganz konkreten Bezug zur umgebenden Gesellschaft, ebenfalls alle Suchterkrankungen (die dann in der Folge wieder internistisch-neurologisch werden können), die jeweilige Gesellschaft bestimmt dann, ob sie die Betroffenen integriert oder per Diagnose isoliert werden.

      Autismus ist im übrigen keine Erkrankung, sondern ein Zustand, ebenso wie geistige und/oder körperliche Behinderung; eine oder mehrere Erkrankungen können dann noch dazukommen, müssen aber nicht.

      Und hier mein "Diagnose-Kanon":

      Autismus nach Asperger mit hochgradiger Schwerhörigkeit (11 Jahre, Graz - Wien)
      selektiver Mutismus (14 Jahre, Salzburg - Wien)
      Depression mit SMV (ab hier Salzburg)
      Hypomanie
      rezidivierende Depression
      Bipolar II

      Wers glaubt, wird selig,vor allem bei den ersten beiden Diagnosen!!!!!!!!!! Davon ist bloss die Schwerhörigkeit geblieben!

      und so nehm ich brav abends mein Sero und die Diagnose kann mich mal!!!

      lg

      onyxxerl
    • Zitat Jannis:

      "Vielleicht sollte man gar keine Diagnosen stellen."

      In der Regel bekommen Menschen Diagnosen, damit man sich nicht näher mit Ihnen und den Umständen beschäftigen braucht.
      Der klinische Psychologe Dr. Marshall Rosenberg, bezeichnet Diagnosen als "Wolfssprache" und zeigt mit der Gewaltfreien Kommunikation
      einen anderen Blick um auf Menschen, Verhalten und Beziehungen zu schauen.

      Schnell merkt man, das die "Wolfssprache" so verbreitet ist, das die verbindende, oder auch Gewaltfreie Kommunikation
      einfach noch nicht in unsere Zeit paßt. Es wird also Diagnosen noch eine Zeit lang geben.

      Sie sind ein Zeichen von Unprofessionalität, denn sie heilen nicht, sondern schaden. Warum werden Sie dann trotzdem gegeben?
      Ein Grund ist wie gesagt, um sich nicht näher mit dem Menschen und den Umständen die zu dem Verhalten und Emotionen geführt
      haben nicht beschäftigen zu brauchen. Die durch Diagnosen und Analysen aufgebaute Distanz ist zu dem ein Selbstschutzmechanismus.

      Was früher "Geiesteskrankheit" genannt wurde, ist im Grunde genommen, ein menschliches Phänomen, das der Frage geschuldet
      ist, wie der Mensch eigentlich leben will, was dem Menschen wirklich entpricht. Je weniger eine Kultur so lebt, wie es
      dem Menschen im ureigensten Sinne enspricht, je mehr bekommt er einen an der Waffel.

      Zum Beispiel, in Kriegen, wie Vietnam gab es nur ganz wenige, die seelisch unbeschadet herauskamen und man könnte Fragen,
      ob es "normal" ist, aus der Hölle unbeschadet herauszukommen.

      Es liegt mir nicht daran, dem absrakten Gebäude "der Gesellschaft" die Schuld zu geben, aber es ist ganz klar,
      das die Beeinflussung durch die Gesellschaft in der das Individuum lebt, mitverantwortlich ist.

      Wer leben seit Jahrhunderten in einer Kultur, bei dem es keine Priorität war, mit sich selbst und seiner Umwelt,
      in einer guten Verbindung zu sein sondern was gefragt war, ist Funktion und Gehorsam.

      Deshalb, haben wir eine "Herrschaftsprache" bekommen, in der die Autorität bestimmt, wer "normal ist"
      und wer nicht länger dazu gehört. In einer Kultur, wo wenige über viele bestimmen und von Ihnen profitieren,
      geht es nicht darum, einen guten Draht zu sich und seiner wahren Natur zu haben, sondern der Autorität
      zu folgen. Diagnosen, sind ein Teil dieser "Herrschaftssprache."

      Heute dient die Diagnose vor allem der Abrechnung mit der Krankenkasse. Wenn ein Psychiater Geld haben will,
      muß er sich dem System anpassen und eine Diagnose stellen.

      Ich kenne einen, der ein Studium in "Herrschatssprache" abgeschlossen hat und er erzählte mir den entscheidenden
      Unterschied von vor und nach dem Studium. Wenn er Auto gefahren ist und einer ist auf eine Art und Weise gefahren
      die Ihm nicht gefallen hat, hat er das Fenster heruntergekurbelt und geschrien: "Du Arschloch!"

      Nach dem Studium, wenn jemand nicht so fährt, wie er es gerne sehen möchte, kurbelt er das Fenster runter und
      schreit: "Du Psychophat!"

      Wenn ich einen Psychiater, als einen Fachidioten diagnostiziere oder meine Ex, als eine miese Drecksschlampe,
      dann ist da ja durchaus was wahres dran, aber es dient weder der Verbindung miteinander noch dem inneren Frieden
      und dem Frieden auf der Welt. Diagnosen werden keinem gerecht.


      LG Tobi

      youtube.com/watch?v=ZHM_pbsv_TQ

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    • Schöne Grüsse aus der Geschichte der Psychiatrie-...

      " Die sogenannten Psychiker
      sahen dagegen Geisteskrankheiten als Erkrankung der körperlosen Seele
      an, also als Folge von Sünden. Therapiert wurde mit brutalen
      körperlichen Methoden, deren Zweck war, die Seele zu erschüttern.
      Übliche Maßnahmen in diesen Anstalten waren die körperliche Behandlung
      mit Ruten, Stöcken und Peitschen und Foltermethoden wie dem Drehstuhl (auf ihm wurde der Patient so lange gedreht, bis ihm Blut
      aus Mund und Nase lief oder er das Bewusstsein verlor), Schockkuren
      (z. B. Schneebad oder Sturzbad, d. h. Eintauchen in eiskaltes Wasser),
      Erzeugung körperlicher Erschöpfung (Zwangsstehen, Brechmittel,
      Abführmittel, Hungerkuren), Peitschung mit Nesseln oder die Einreibung der Kopfhaut mit Substanzen wie z. B. Brechweinstein, welche schmerzhafte eitrige Geschwüre hervorriefen. Auch Senfpflaster, Ameisen, Elektrizität und glühende Eisen kamen zum Einsatz."

      Elektro-, Insulin-, und sonstige "Schocks" waren noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts gang und gäbe und werden nun unter neuen Namen und Verfahren " wiederbelebt"...
      Ich prophezeihe: nur noch kurze Zeit, dann wird auch die Lobotomie in einem neuen Gewand wieder Einzug halten in die "zeitgemässen psychiatrischen neurochirurgischen Behandlungsmethoden" .
      Es werden Möglichkeiten zur Verfügung stehen, einzelne "sozial störende" Gehirnregionen quasi "auszulöschen" und die betreffende Person "vollumfänglich gesellschaftlich compliant" zu machen !!!
      Denn nichts anderes ist doch die Aufgabe der Psychiatrie - schon immer gewesen !
      Es geht NIE um "Heilung" da, es geht immer primär um "gesellschaftlich gefügig machen" !!!! :banghead:

      lg
      eule4
      "So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."


      Felix Kriwin
    • An Sir Eule

      Ich glaube nicht an Deine Vision eines schlechten Fimes, das zukünftig bestimmte Gehrinregionen in dem sich "sozial störende" Verhalten
      wiederfinden soll, "lobotomiert" werden.

      Bei dem was Du schreibst, ist natürlich eine ganze Menge dran, aber die Instituion Psychiatrie, war weder sehr erfolgreich,
      darin, Menschen "vollumfänglich gesellschaftlich compliant" zu machen noch darin Menschen heilsame Erfahrungen
      zukommen zu lassen.

      Sie hatte einen größeren "Erfolg" die Meschen zur Compliants zu bewegen, die niemals in der Psychiatrie waren -
      als abschreckendes Beispiel, bei nicht compliants. Bei einem System, wo wenige über viele herrschen war es immer
      wichtig, aufzuzeigen, was passieren kann, wenn jemand aus der Reihe tanzt.

      Gesellschaftliche Mißstände, konnten immer auf den einzelnen geschoben werden, ohne das die Gesellschaft sich
      an sich fragen mußte, was schief läuft.

      Noch heute zeugen auch die Schulen von diesem Dominanz und Herrschaftsystem, wo aussortiert wird,
      viele sogar Angst haben in die Schule zu gehen und es weniger um das Lernen geht, als vielmehr,
      das auszukotzen, was einem vorgekaut wurde. Wenn es unmittelbar nach der Arbeit vergessen wurde, egal,
      es zählt die Note. Das ist eine Art Menschen zum Gehorsam zu erziehen ohne selbst nachzudenken..

      Das Individuum, wirkt sich auf die Gesellschaft aus und die Gesellschaft sind Individuen.


      LG Tobi

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von positives-denken ()

    • @ Tobi,

      Du hast vollkommen Recht. Eine Gesellschaft funktioniert dann am einfachsten, wenn alle uniform sind. Deswegen laufen die Bestrebungen in Schule und Beruf ja auch darauf hinaus, den Menschen quasi zu einem Einheitsmodell zu konfektionieren.

      Meine Mutter sagt noch auf ihrem Sterbebett zu mir: "Du musstest ja immer gegen den Strom schwimmen." Klar, wenn ich das, was mit dem Strom schwimmt als Unrat identifiziere, schwimme ich lieber in die Gegenrichtung. Dieses mit-dem-Strom-schwimmen hat Nazi-Deutschland erst möglich gemacht und auch in Terroristenkreisen bildet sich eine soziale Gleichheit im Denken heraus, die dann wiederrum die Rechtfertigung dafür bereithält mit gecharterten Flugzeugen in fremder Leute Hochhäuser zu landen.

      Unser Problem ist eher, dass wir in ständigem Rechtfertigungsdruck leben, wenn unsere Gedanken vom mainstream abweichen.

      Wenn ich mich hier so umschaue, dann erreichen die hiesigen Postings mehrheitlich ein Niveau, das sehr, sehr weit über demjenigen liegt, das ich von anderen Foren der vermeintlich "Normalen" liegt. Zumindest scheint mir unsere Störung ganz sicher nichts mit einer Intelligenzminderung einher zu gehen. Ganz im Gegenteil.
    • um wieder zum Kern zu kommen. Wenn sie in Ihren verschiedenen Ausdrucksformen fehlt,
      leiden Seele, Psyche und in der Folge auch der Körper. Statt Leid, als eine höchst sinnvolle Reaktion
      zu sehen, mit dem Hinweis sich dem auszurichten, was im Leben wirklich wichtig ist wurde das Leid
      als eine "organische Ursache" betitelt, die vor allem der pharmazeutischen Indurstrie zu gute kam.
      Somit sind alle aus der Verantwortung, nicht nur das, es ist auch eine Form von Entmündigung für den Patienten.

      Die "Depression" ist wie im übrigen auch insbesondere die "Manie" ist ein Geschenk Gottes für diejenigen,
      die gewillt sind aufzuwachen. Wie will ich leben, so! schreit es da.


      Unser Problem ist eher, dass wir in ständigem Rechtfertigungsdruck leben, wenn unsere Gedanken vom mainstream abweichen.


      Ja so ist es und zwar den Rechfertigungsdruck vor mir selbst. (Rechtfertigen muß sich doch nur der Angst hat falsch zu liegen oder ausgeschlossen zu werden.)
      Ist es ein Kampf Jannis? Mir scheint es so. Ein Kampf darum anerkannt und
      ernstgenommen zu werden? Ist das unsere Krankheit?

      LG Tobi



      sueddeutsche.de/wissen/psychia…h-des-wahnsinns-1.1118134
    • @ Tobi, ja es ist ein Kampf und zwar ein brutaler!

      Ich werde ihn auch weiterhin aufnehmen, denn sollte der Preis sein, Dinge abzunicken, hinter denen ich nicht stehe, würde ich mich nicht verbiegen, sondern brechen. Unsere vermeintliche Störung ist keine Krankheit, es ist eine Abweichung von der Norm und die Norm geben die "Querdenker" vom Amt vor. In diesem Umfeld muss ein Konflikt entstehen, in dem man sich entweder widerwillig anpasst (Depression), oder sich auslebt (Manie), auch zur Kompensation der vorherigen Anpassung. Der Weg, den ich jetzt (anderer thread) gehe (Ketamin) ist im falsch. Richtig wäre es, Lebensumstände aufzusuchen, die dem markanten Andersdenkenden begegnen können.


      Die Welt, die ich hier vorfinde, ist eine idiotische, aber sie hat die Deutungshohheit.
    • Lieber Jannis,

      ich gehe absolut mit Dir kondom.

      Bist Du gelernter Jurist? Im Ketamin Baum, steht das..

      Die wirksamste Art, anderen zu helfen ist es,
      immer friedvoll zu bleiben. Sei das Vorbild,
      das andere sehen wollen.

      Bei der Gewaltfreien Kommunikation, wird einem beigebracht,
      wie man sich in Dominanzsystemen verhält. Es wird einem beigebracht,
      weder zu rebellieren, noch sich zu unterwerfen, sondern wahre Stärke
      einzusetzen.

      Wie ich schon gerschrieben habe, besteht meine Krankheit darin,
      mich mit Idioten auseinanderzusetzen und von Ihnen Bestätigung
      haben zu wollen.

      Das isf falsch, denn so bleibe ich in der Abhängigkeit eines Kindes.

      Man muß doch etwas unternehmen, wenn man Ungerechtigkeit sieht, oder?

      Ist es ein Kampf gegen Windmühlen. Schlimmer noch, wer das Böse sieht,
      wird selbst Teil des Bösen. Wer das gute sieht, ist selbst Teil des Guten.

      Ja, es wäre richtig, Menschen aufzunehmen, die einen so akzeptieren wie man ist.
      Wo es schick ist, eine andere Meinung zu haben und sich miteiander auseinander zu setzen
      und kein Grund für Mobbing.

      Denn wenn wir ganz ehrlich sind, solange wir diese Verachtung gegenüber
      diesem System und denjenigen die es für uns representieren haben,
      können wir nichts verändern.

      Wir müssen uns selbst lieben und akzeptieren, wie wir sind,
      denn tun wir es nicht, wird uns gesagt, das wir gestört sind
      und eine Geisteskrankheit haben. In unseren Gedanken
      spiegelt sich unsere Umwelt.

      Es ist wichtig, Menschen und Situationen zu verstehen.
      Wenn Du glücklich sein willst, lerne andere zu lieben und zu
      achten und dabei gleichzeitig unabhängig zu sein.

      Denn wenn wir ehrlich sind, am Ende, hat jeder selbst die Deutungshoheit für sich :D

      "Richtig wäre es, Lebensumstände aufzusuchen, die dem markanten Andersdenkenden begegnen können."

      Okay, wenn Du das magst, kannst mir mal was gutes tun und schreib hier :)


      GRÜNDUNG einer BEFREIUNGSSEKTE, noch sind Plätze frei!


      LG Tobi
    • Lieber Tobi,

      es ist sehr schwer, sich als sehr kreativer Mensch (ich komponiere z.B. Musik) in einer Welt zurecht zu finden, in denen Meinungen anderer kritiklos übernommen und dann auch noch für die eigenen gehalten werden. Schau Dir alleine mal die Werte an, denen Deine Umwelt mehrheitlich nachhetzt: Es geht letztlich um Konsum, Dinge, mit denen man andere beeindrucken zu hoffen glaubt. Klar ist das besser als so einen Vollidioten mit Schnauzbart anzuhimmeln und in dessem Namen mal eben ein paar Millionen Juden zu ermorden. Aber das psychologische Prinzip dahinter ist exakt dasselbe.

      Meine Werte liegen aber nunmal nicht im Haben sondern in der Qualität des Erlebens. Was ist heute ein guter Gedanke oder eine kreative Idee wert? - Ich sags Dir, gesellschaftlich nichts (es sei denn Du patentierst Dir das 100.000ste wirkungslose Antidepressivum und sackst die Kohle schubkarrenweise ein.) Und dann kommt ein grenzdebiler Schwachkopf mit einem Porsche xy-hastenichtgesehen vorbei und der ist dann der King.

      Ja, ich bin Rechtsanwalt, vielleicht habe ich nur Jura studiert, um mich besser wehren zu können, im Ergebnis ist das auch so. Das hat mir schon so manchen übereifrigen Psychiater vom Hals gehalten, wenn er anfing von "Zwangsmaßnahmen" zu faseln. Gut gewirkt hat dabei die Frage: "Und wovon wollen Sie leben, wenn ich Ihnen die Approbation" entziehen lasse" - Ich war damals im Medizinrecht völlig zuhause und weil ich auch Kliniken beraten habe, war meine Ausrichtung auch den Stationsärzten bekannt.

      Weiter oben hatte ich geschrieben, dass man sich durchaus eine Umwelt schaffen kann, mit der man als sog. Bipolarer sehr, sehr gut zurecht kommt. Bei mir ist das eine völlig unbekannte kleine spanische Insel. Dort gibt es keinen Tourismus. Was mir dort so gut gefällt? Zuallerst die Menschen, sie sind geerdet und haben es nicht nötig, mit irgendetwas zu protzen. Sie gehen sehr freundlich miteinander um, pflegen Freundschaft und machen den ganzen Tag naturnahe Dinge, etwa Felder bestellen, Viehzucht, Fischfang. Ich bin dort recht gut integriert und fahre ganz gerne mal mit zum Fischfang hinaus. Dann natürlich die herrliche Landschaft und das gute Wetter. Ich mag es auch, mit Delphinen zu schwimmen, oder ne Runde zu segeln.

      Und das Essen erst, es kommen ausschließlich Produkte der Insel auf den Teller und natürlich der herrliche Atlantikfisch, der am selben Tag noch in dem Meer geschwommen hat, auf das man schaut. Es ist da nichts genmanipuliert und "bio" ist es sowieso, solche Selbstverständlichkeiten werden aber nicht einmal erwähnt. Die Insulaner gelten auf dem Festland als Hinterwelter. Wenn ich aber die Lebensqualität beider vergleiche scheint es erstrebenswert, Hill Bily zu sein. Ich nehme dort jedesmal in 14 Tagen min. 5 kg zu, weil ich dort überhaupt keinen Stress habe. Unter Stress neige ich sehr zum Abnehmen, weil ich keinen Hunger habe und diese geschmacksneutrale Supermarktscheiße schmeckt mir eh nicht.

      Ist es Dir schon mal aufgefallen: Ich habe noch keinen einzigen Bipolaren kennengelernt, der dumm ist. Das glatte Gegenteil ist der Fall, das macht es für viele Ärzte aber auch schwierig, da intellektuell überhaupt mitzukommen. Wirklich viele Ärzte mit hinreichender geistiger Tiefenschärfe habe ich nicht kennengelernt, dann langweilt mich das Gespräch, oder ich breche es ab. Ich mache jetzt auch kein Medizinrecht mehr, weil mir meine Mandanten zu blöd wurden (Homöopathen, Naturheilkundler und Psychologen sind für einen Anwalt die schlimmsten), mit Unternehmern geht das viel besser.