Sprechen wir also einmal darüber was das ist - Therapie, die das Gespräch/die Sprache als Methode und Verfahren gebraucht

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Sprechen wir also einmal darüber was das ist - Therapie, die das Gespräch/die Sprache als Methode und Verfahren gebraucht

      ...... mal sehen, ob das im Ösi-Forum geht.

      Im D-Forum geht es nicht, das hat die Zeit gezeigt.

      @ Jannis, für Dich der Tipp: es geht um dieses "Mehr", von dem ich in dem gemeinsamen anderen Thread geschrieben hatte und Du nicht verstanden hattest, was ich damit meine = was damit gemeint ist.

      P.S. nur: ich sag's gleich: ich kann den Thread nicht minitiös kommentieren bzw. begleiten. Ich versuche aber Schritt zu halten.

      Gruss
    • Ich denke es hat in erster Linie damit zu tun sich
      'den Kummer von der Seele zu reden'
      Früher haben Priester die Rolle des Zuhörers übernommen.
      Mein Therapeut hilft mir eine andere Sicht auf bestimmte Problematiken zu bekommen.
      Es gibt Dinge, die kann und will man nicht mit seinem Partner oder mit der besten
      Freundin besprechen. Da ist die neutrale Person des Therapeuten sehr sinnvoll.
      Mein Psychiater bohrt auch nicht in der Vergangenheit herum, sondern wir
      arbeiten immer an der momentanen Situation.
      Schade ist nur, dass sich sehr viele Menschen für diese Therapieform interessieren,
      sich aber 100,-- € pro Stunde nicht leisten können.

      Glg BL :tux:
      Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit,
      nur beim Universum da bin ich mir nicht so sicher...
      A.Einstein
    • Hallo Blattlaus,

      Wichtige Unterschiede hast du angesprochen.

      1. Zitat: I

      >Ich denke es hat in erster Linie damit zu tun sich
      'den Kummer von der Seele zu reden'
      Früher haben Priester die Rolle des Zuhörers übernommen.


      Stimmt, diese Priester konnten eine bestimmte Position aufgrund Ihres Status: Priester sein, einnehmen. Das Zuhören ist eine besondere Fähigkeit. Nur: Zuhören allein geht bei leichten Neurosen, Konflikten, Verhärtungen und dabei ist Voraussetzung, dass der oder die Be-Kümmerte über hinreichende seelische Kräfte verfügt, die es erlauben, dass, wenn der Kummer gelöst ist, nicht eine psychische Leere entsteht, die ebenfalls wieder Krankheitswert haben kann. Also auch der Priester braucht ein Gespür, wo seine Grenzen sind und nicht zu viel "von-der-Seele-reden" zulässt.

      2. Zitat:

      >Mein Therapeut hilft mir eine andere Sicht auf bestimmte Problematiken zu bekommen.
      Es gibt Dinge, die kann und will man nicht mit seinem Partner oder mit der besten
      Freundin besprechen. Da ist die neutrale Person des Therapeuten sehr sinnvoll.

      Gut. Nur wie macht Dein Therapeut das ? Setzt er nun seine eigene Sicht gegen die Deine ? Kann man annehmen, seine Sicht ist realitätstüchtiger als Deine eigene ? Bist du sicher, Du kannst tatsächlich dass Dir möglicherweise selbst Verborgene Empfinden in Worte fassen, so, dass Du Dich sprachlich klar artikulieren kannst und Du aus diesem Grund eine Hilfe darin sehen kannst, mit Deinem Therapeuten zu sprechen. Neutral ist er nicht. Schon allein deshalb nicht, weil Du in ihm jemanden siehst, den Du als jemanden ansehen kannst, der über ein Mehrwissen verfügt als Du es selbst zur Verfügung hast. Das erzeugt eine gewisse Spannung.

      Allerdings ist die Frage : Hilft Dir sein Mehrwissen wirklich bei Deinen Schwierigkeiten oder redet ihr aneinander vorbei. Dafür aber gibt er "etwas" mit. Z.B. ein Rezept.

      3. Zitat:

      >Mein Psychiater bohrt auch nicht in der Vergangenheit herum, sondern wir
      arbeiten immer an der momentanen Situation.


      An der momentanen Situation. Was genau heißt das ? der Moment wo Du in seiner Praxis ihm gegenüber sitzt ? Oder meinst Du die Situation in der Du Dich in Deinem Lebenszusammenhang grade befindest ?

      Ich weiß, ganz oft ist dieses Argument "bohrt rum in der Vergangenheit" sehr schnell bei der Hand. Aber mal davon abgesehen, das Psychiater eben KEINE Psychotherapeuten sind und selbst Psychotherapeuten unterschiedlichen Zugang haben zur Dialogfähigkeit, bei gleichzeitigem Aufnehmen dessen, was Unausgesprochen mitschwingt, so ist doch folgendes wichtig: Kein Mensch und kein Erkrankter/keine Erkrankte lebt ohne eine ganz eigene Geschichte. Das nennt man Biografie. Und in diesem Lebenslauf ereigneten sich sehr sehr viele Einzelereignisse, die alle in Geist/Psyche/Gehirn und Leib/Körper Spuren hinterlassen haben. Mit "Bohren" kommt man da nicht ran und erst recht nicht weiter. Es braucht dazu einen verständnisfähigen Anderen, nicht unbedingt Jemanden, der oder die dasselbe auch erlebt hat (sonst gäbe es ja auch keine guten männlichen Frauenärzte, nur weil ein Mann biologisch nicht schwanger werden kann). Psychiater sind nur bedingt dafür ausgebildet.

      Gruss
    • Mein Arzt ist Psychiater und Therapeut in einer Person.
      Wenn ich depressiv bin, dann ist meine Gedankenwelt realitätsfremd.
      Sein Job ist es mich aus diesem dunklen Tal herauszuführen.
      Studium, jahrelange Krankenhauspraxis und die Erfahrungen mit seinen
      eigenen Patienten lassen ihn über dieses Mehrwissen verfügen.
      Mit neutral meinte ich, dass er Probleme, z.B. mit dem Partner, als Aussenstehender betrachten kann.
      Obwohl du eigentlich recht hast, er ist nicht neutral, weil er sich immer auf meine Seite stellt.

      Ich meinte wir sprechen ueber die Situation in der ich mich in meinem Lebenszusammenhang grade befinde.
      Vielleicht macht es in Akutsituationen (schwere Depression) gar keine Sinn nach Ursachen in der Kindheit
      zu suchen? Am Anfang der Sitzungen habe ich ihm meine Biografie erzählt. Und da waeren einige
      problematische Abschnitte dabei gewesen. Vielleicht wartet er ja bis ich wieder
      superstabil bin.

      Glg bl
      Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit,
      nur beim Universum da bin ich mir nicht so sicher...
      A.Einstein
    • Natürlich tut es gut, einen empathischen Gesprächspartner zu haben, ob das ein Freund, der Friseur oder ein Therapeut ist. Das Problem ist, dass die Sprache aber nur ein sehr endliches Ausdrucksmittel ist, hinzukommt, dass kaum jemand damit präzise umgehen kann und viele Wörter sogar je nach Empfänger einen unterschiedlichen Bedeutungsgehalt haben. Z.B. meint "Besitz" und "Eigentum" im normalen Sprachgebrauch dasselbe, während beides für mich als Jurist nichts miteinander zu tun haben, der Mieter z.B. ist Besitzer aber nicht Eigentümer.

      Die größte Schwäche jeder Gesprächstherapie ist für mich aber, dass sie nicht an die Schichten herankommen, in denen die Probleme liegen, weil sie nicht in den Hirnarealen verortet sind, die dem rationalen Denken zugeordnet werden. Man stelle sich das Gehirn mal kurz wie einen PC vor: Von den Größenverhältnissen entsprechen die Hirnregionen, die für das Denken zuständig sind dem Arbeitsspeicher, die Regionen die für die unbewussten Abläufe zuständig sind aber der Festplatte.

      Man hat zudem herausgefunden, dass die Abläufe im Unbewussten 40x (!) so schnell sind, wie die ratio. Mit dem bischen Denkvermögen, das wir haben und auf das wir zu Unrecht so stolz sind, kommen wir dem mächtigen Apparat des Unbewussten daher nicht bei.

      Als einzige mir bekannten Therapieformen, die auf das Unbewusste zielen gibt es NLP und Hypnose (einschließlich Autosuggestion). Wenn man Meditation als Therapieform werten möchte, mag es auch dafür gelten.
    • Nunja, TAA...

      Wenn mir jemand aus der Position des "Erwachsenenichs" auf mein "Kinderich" zugreifen möchte, werde ich sauer, da ich erwacgsen bin und als Erwachsener behandelt werden möchte...
      Sehr viele ( selbst unausgereifte Personen) versuchen das aber aber immer wieder - nicht nur bei mir - und wundern sich dann, dass ihre Sozialkontakte schmelzen wie Eis in der Sonne...

      lg
      eule4
      "So sehr die Gegenwart sich um den Beweis ihrer Alternativlosigkeit auch bemüht, wird sie dennoch von der Zukunft abgelöst."


      Felix Kriwin
    • Das sehe ich in der Tat auch als Quantensprung, lieber Tobi, aber reflektiert eigentlich nur das was wir hier als Laien von vorneherein vertreten.

      Ich habe in einem weiteren Thread auf eine Arbeit zur frühkindlichen Traumatisierung hingewiesen, mit der und der darin weiterführend genannten Quellen ich mich sehr intensiv befasse. Darin beschäftigt man sich u.a. damit, dass die frühkindlich geprägten neuronalen Systeme/Vernetzung sehr tief in die unbewusst ablaufenden Mechanismen eingefräst sind, man kommt leider sehr schwer dran.

      Das Kind hat naturgemäß ein Riesenbedürfnis nach Liebe und Sicherheit. Es hat aber keine Ausweichstrategien, wenn dies ausbleibt - also gerät etwas in Schieflage.

      Bei mir selbst war es so, dass

      1. ich kein Wunschkind war und man mich das hat spüren lassen,

      2. als ich 3 1/2 war kam es zur Kuba-Krise (Oktober 1962) und ich kann mich witzigerweise sehr deutlich daran, dass meine Eltern geradezu panische Angst vor einem Atomkrieg hatten, das wars dann mit der Sicherheit, wenn nicht einmal die eigenen Eltern einen bschützen können

      3. kurze Zeit später erkrankte mein Vater sehr schwer an Gelbsucht und hat auch uns gegenüber keinen Zweifel daran gelassen, dass er das nicht überleben wird, man musste ihm als Internist das glauben. - Gleichwohl wurde er völlig gesund.

      Aus heutiger Sicht kann man rational sagen: "Was kümmert mich meine Kindheit?" Bringt aber nichts, weil die emotionalen/neuronalen Verschaltungen halt bleiben. Deshalb behaupte ich nach wie vor, dass keine affektive Störung Krankheit ist, sondern ein "Programmierungsfehler" aus der Kindheit, der wiederrum aber auch völlig logisch ist, weil keine Alternative bestand.
    • Es klingt so, als wäre Deine Vater sehr alt geworden, alt genug um festzustellen,
      das es Sicherheit nicht gibt, sie eine Illusion ist.

      Aber es ist uns allen schon mal so gegangen, das man gedacht,
      wenn das und das passiert, wenn ich in Sicherheit bin,
      die Altersversorgung, das und dies, dann kann ich es mir gut gehen lassen.
      Wie gesagt, ist das Ziel aber eine Illusion, da geht es denn Leuten mit 10 Euro
      oft nicht anders wie denen die Millonen besitzen.
      Eine Kopfsache!


      LG Tobi