Arbeiten mit Bipolar Erkrankung

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    • Arbeiten mit Bipolar Erkrankung

      Hi,
      Ich möchte mal an der Community fragen wie macht ihr mit dem Arbeitswelt. Habt ihr eine Arbeit? und wie geht es euch?

      Ich komme aus Spanien und dort habe ich mehr oder weniger immer gearbeitet, aber seitdem ich in Österreich bin scheint alles viel schwerer zu sein. In Spanien hatte ich gelernt mit dem Krankheit umzugehen aber hier in Österreich fühle ich mich total verloren. Ich habe gefühle die ich vorher nicht gehabt habe und in manchen situationen kenne ich mich nicht aus.

      Ich beziehe seit lange zeit Notstandshilfe und bin meistens zu hause. Ich werde jetzt mit eine Arbeitsassistenz probieren, viellecht geht das, hat jemand Erfahrung damit?

      liebe Grüße
    • Was war anders in Spanien?

      Hi,

      warum ging es dir in Spanien mit BP besser als in Österreich? Was sind die Fakten? Mehr/weniger Sonne? Mehr/weniger Stress? Die Menschen?
      Wie alt bist du? In welcher Branche bist du/warst du tätig?

      Bin nicht mehr stressresistent - hab solange gearbeitet wie möglich - mag meinen Job sehr gerne - leider sind da viel Stress und Überstunden nötig - zu Hause sein ist kein Problem - mir wird nicht langweilig - bin derzeit beim Arbeits- u Sozialgericht in erster Instanz wegen Frühpension - nicht einfach. Bekomm natürlich auch Notstandshilfe.

      lg

      r
    • Also ich bin voll berufstätig (selbständig) und brauche diesen Rahmen auch. Wenn es mir schlecht geht, kann ich die Arbeit auch am nächsten Tag erledigen, da ich in meiner Zeiteinteilung völlig frei bin. Ob ich derzeit einen Achtstunden-Tag im Angestelltenverhältnis absolvieren könnte, weiß ich nicht, wenn er sehr interessant wäre wahrscheinlich schon, aber bei einem stupiden Job (Akten von links nach rechts sortieren) würde ich mir das kaum zutrauen.

      In Spanien käme ich wahrscheinlich auch besser zurecht und zwar wegen des Wetters und der angenehmen Mentalität.
    • franpola schrieb:

      In Spanien hatte ich gelernt mit dem Krankheit umzugehen aber hier in Österreich fühle ich mich total verloren.
      Herzlich willkommen, ich bin auch noch ganz frisch hier :)

      In meinen jungen Jahren, Twen bis Anfang 30, bin ich häufig in den
      Süden 'geflüchtet', überwiegend war ich phasisch unterwegs (über-
      dreht oder depri). Erst hinter dem Brenner begann ich mich wohler
      zu fühlen, nach ein paar Tagen, max. wenige Wochen, verlor sich
      das, ich kam überall mit der mediterranen Art klar, viel, viel besser
      als in Norddeutschland. Insgesamt war ich weit über 1 Jahr in Süd-
      europa/ Naher Osten, die Ägypter in Kairo scheinen eh "naturmanisch"
      zu sein :) , da falle ich nicht weiter auf :) . Und nach Griechenland bin
      ich sogar mal "ausgewandert" (1981). Dann trat Hellas der EU bei, und
      der Zauber war vorbei :( .
      Btw: Ich hab mich immer gewundert, was Hellas in der EU soll ? Wie
      sagte mein (älterer) griech. Freund Panagiotis: "Steuern, ich hab noch
      nie Steuern bezahlt". Er hatte grossen Grundbesitz mit Häusern und Oliven-
      hainen, dazu die örtliche Taverne, seinen dort servierten Frischfisch hatten
      wir kurz vorher mit seinem Fischerboot/ Netz an Land geholt. Archaisch
      schönes und einfaches Leben .. seufz .. Und wenn sie soffen, dann soffen
      sie ihren eigenen Wein und ihren eigenen Brand Tsipouro ("Berg-Ouzo"),
      Steuern, Verwaltung, bist du dämlich oder verrückt ?
      de.wikipedia.org/wiki/Zippero
      Die Fischer hatten in unzugänglichen Buchten und auf Felseninseln ihre Canna-
      bis-Pflanzen, wie sie es noch aus ihrer Kindheit (erlaubt) kannten, allerdings
      habe ich mich nie getraut, in Hellas oder Türkye zu kiffen, ich kannte Knast,
      Zuchthaus und Arbeitslager als Besucher eines Kumpels, das reichte !

      Arbeit: Ich konnte früher (bis Mitte 40) meine manische Energie in der Ar-
      beit ausleben, Doppelschicht ?, kein Problem. Mein Rekord lag bei 28Std.
      in der Firma, morgens um 6:00 für 2 Std. ruhen auf ner Liege, dann weiter.
      (Sparkassenjubiläum mit Livebands auf diversen Bühnen und 2000 Gästen,
      nächster Tag Aufsichtsratssitzung)
      Danach war ich weder Männchen noch Weibchen, sondern "flog wie auf Wol-
      ken".
      2008, mittlerweile über 50, passierte mir das ähnlich noch einmal. Diesmal
      wurde ich völlig manisch, ziemlich abgedreht, dazu Kaffee, Bier, Tüten, alles
      durcheinander, mir war restlos alles völlig egal, incl. mein eigenes Leben.
      Unsere Familie ist fast daran zerbrochen ..

      Eine Reha-Freundin bekniete mich, zum Arzt zu gehen (warum, mir gehts gut,
      kann alles, kann Bäume ausreissen ..) Dort wurde ich sofort aus dem Verkehr
      gezogen und zur psych. Begutachtung bei der Klinik-Vize-Chefärztin "genötigt",
      Eileinweisungsantrag folgte sofort.
      Der Firma waren meine manischen Eskapaden nicht verborgen geblieben, es
      folgte die Kündigung nach insgesamt 25 Jahren öff. Dienst.
      Es folgten Reha, Freistellung, Arbeitslosigkeit, berufl. Reha, Arbeitslosigkeit,
      Krankengeld, Teilhabe am Arbeitsleben bis jetzt. Da ich ziemlich gutes Geld
      verdient hatte, waren meine Übergangsgelder etc. ziemlich hoch, Not hatten
      wir noch nie.

      Aber jetzt ist Finito, im bald 58sten Lebensjahr werde ich wohl verrentet wer-
      den, stört mich aber nicht weiter :)
      Ich hab noch viel vor … :)

      LG, Wendelin

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Wendelin ()

    • Hi du,

      bei meiner ersten Anstellung hatte ich Pech. Das war'n knallharter Laden, der Studenten an die Uni-Klinik verleiht, wenn sie nicht genug Pflegepersonal haben. Im übrigen ein Tochterzweig des Roten Kreuzes. Eine Kollegin wusste von meiner Erkrankung und als die eines Tages eifersüchtig auf mich war, weil ich so viele der begehrten Dienste in der Notaufnahme bekommen habe, hat das dann der Vorgesetzten gepetzt. Es ging mir zu dem Zeitpunkt leider auch nicht gut und als ich dann mal meinen Stundennachweis einen Tag zu spät abgab, teilte man mir dann mit, man würde meinen Arbeitsvertrag nicht verlängern (im Prinzip nur ein Vorwand, um sich meiner Person zu entledigen).

      Eigentlich müsste ich ihnen fast schon dankbar sein, denn dadurch habe ich den Arbeitsplatz wechseln müssen und habe heute eine unbefristete Stelle bei einem Verein, der auch noch mehr Stundenlohn zahlt und außerdem Lohnfortzahlung und bezahlten Urlaub. Das ist für LEute, die hauptberuflich eigentlich studieren ein absoluter Luxus.

      Da wir eine Art Pflegedienst für Behinderte/schwer Kranke sind, kann ich hier offen mit umgehen. Ein Behindertenverein kann keine eigenen Mitarbeiter diskreminieren. Deshalb weis meine Teamleiterin von meiner Erkrankung, sowie fast alle Arbeitskollegen und auch meine Patienten. Wenn es mir mal nicht gut geht, dann kann ich den Ehemann meiner Patientin anrufen und dann pflegt er sie selbst nachts (wenn ich für einen ND vorgesehen war). Ich darf den Dienst trotzdem abrechnen, er bekommt aber Stunden gutgeschrieben bei mir und wenn er dann mal länger ausgehen will, wie heute, dann komme ich vorbei und so sind wir wieder quitt. Seine Frau litt schon viele Jahre an Depressionen, ehe das Aneurysma hochging. Aber wie gesagt, weis Gott nicht jeder Arbeitsgeber ist so drauf. Da muss man auch jede Menge Glück haben und man kann sich in Arbeitskollegen auch böse täuschen. Am Anfang würde ich mich immer grundsetzlich extrem bedeckt halten. Ich fehle aber auch seltenst wegen der bipolaren Störung und wenn dann nur einen Dienst oder ein paar wenige Tage. Problematisch wird es ja erst, wenn man ständig ausfällt mit Krankschreibung.

      LG, Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Zaubernuss ()

    • Schönen guten Tag Franpola,

      herzlich willkommen.
      Ich habe Glück mit meiner Arbeit, auch wenn es in Stoßzeiten recht anstregend ist.
      Bin neugierig, wie ist es Dir in Spanien ergangen-
      und was gibt es für kulturelle Unterschiede zwischen Spanien und Österreich
      in Bezug auf das manisch depressive irre sein?

      Ich habe gehört, auch wenn das übertrieben sein mag, das es schon passiert
      ist, das Menschen in den baltischen Ländern und nördlicher in die Psychiatrie
      kamen, weil Sie auf der Straße jemanden angelächelt und einen schönen Tag gewünscht haben.

      Soweit ich weiß, ist es in den nördlicheren Ländern eher normal depressiv zu sein
      und in den südlichen, ausladend gegestikulierenden :banana: Gegenden wie Spanien und
      Neapel das Lebensgefühl eher "manisch" ist.

      Hast Du Sehnsucht nach Spanien?


      Besten Gruß
      Tobias
    • Also ich bin 38, von Beruf Informatiker, habe immer in Büro gearbeitet. Ich glaube dass die Faktoren sind was ihr gesagt hat, das Wetter, die Mentälitat, man lebt anders. Hier in Österreich das leben ist mehr so "innerlich" wurde ich sagen, die leute sprechen über gefühle bzw über ihre Probleme nicht.

      Ich bin jetzt vom meinem Urlaub zurückgekommen und ich fühle mich ziemlich schlecht. ich fuhle hass, und es ist sehr unangehnem.

      Ich bin hier gekommen wegen meine ex-freundin und unsere Sohn, aber jetzt haben wir uns getrennt und ich bin alleine. Es ist gar nicht so einfach so viele Stunden allein zu verbringen, aber was kann ich tun... danke für eure Antworten und schönen Sonntag.
    • die Türe zumachen

      hi frapola,

      ja hier ist jeder gegen jeden - nicht nur im Job und dieses neidig sein und dieser ewige Frust der Leute ist echt... - manche haben echt nix besseres zu tun als sich über andere das Maul zu zerreissen - na ja typisch für Wien - man muss erst lernen darüber zu stehen oder einfach die Türe zuzumachen und Grenzen zu setzen.

      Nach einer Trennung ist es sicher schwer - nun man muss sich erst an das Alleinsein gewöhnen.

      Alles Gute! Renate
    • Naja Tobi, da ist was dran. Überleg mal wie man mit Psychiatern in Kontakt kommt, entweder man geht freiwillig zu einem oder man wir zwangsweise dahin verfrachtet. Da es für einen Psychiater bekanntlich keinen gesunden Menschen gibt, bekommt man irgendeine Diagnose um die Ohren gehauen, die in irgendeiner Weise mit einer psychischen Einschränkung zu tun hat und zwar auch bei jedem anschließenden Kontakt. Beim freiwilligen Kontakt kommt noch erschwerend hinzu, dass man dem Onkel im weißen Kittel vertraut (sonst wäre man ja icht dahin gegangen). Aber auch in der Klapse erfordert es eine ganz schöne Ichstärke, sich über den stetig von den Ärzten und dem Pflegepersonal verbal und nonverbal vorgehaltenen Spiegel hinwegzusetzen. Man ist in der "Irrensanstalt" und daraus ergibt sich ja zwangsläufig, dass man irre ist, Beweisschlusslogik.

      In der Klapse habe ich die Patienten um mich herum so erlebt, als hätten sie alle die selbe Krankheit, ich würde sie mal als generalisierte Stumpfheit bezeichnen und habe sehr schnell erkannt, dass dies keine Krankheit war, sondern die Nebenwirkung des aufgezwungenen Medikamentenabusus. Und dies Zeug sollte ich nun auch fressen, quasi einer pharmatoxisch bewirkten inneren Enthauptung zustimmen? - Ich werde nie vergessen, wie der Chef von der Bude eine ganze Reihe von Medikamentenschachteln vor mir aufgebaut hatte, diese verliebt anstarrte, sein Ströphchen zu jedem einzelnen aufsagte und mich dann fragte: "Welches hättens denn gerne?" "Aha, ist also egal, was ich fresse, Hauptsache genug davon, oder wie?" Es ist der Pharmaindustrie also tatsächlich gelungen, Handelsvertreter mit weißen Kitteln direkt mitten im Absatzmarkt zu installieren. - Natürlich habe ich von dem ganzen Zeugs nichts genommen und stattdessen mit treuem Augenaufschlag folgende Fangfrage gestellt (die ich in dieser Situation jedem nur ans Herz legen kann): "Für wie wichtig halten sie eigentlich das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient?" Jede Wette, es kommt immer dieselbe Antwort: "Ohne die ist eine Behandlung nicht möglich!" Meine Antwort: "Sehen Sie, dann können wir die Nummer ja auch gleich abbrechen, denn ich vertraue Ihnen in keiner Weise."

      Mir hat der Chefarzt Wochen nach meinem Aufenthalt gestanden (wir hatten noch einmal Kontakt, weil ich von ihm eine Bestätigung brauchte, nach der ich geistig völlig gesund bin, die er mir auch anstandslos ausstellte), dass er meine Weigerung, Pillen zu nehmen genau richtig gefunden hatte und er Angst gehabt hätte, dass sein Pflegepersonal einen Vorwand suchen würde, mich zu fixieren, weil ich verbal ziemlich unbequem werden konnte. Bei uns wurde bei schlechter Führung auch immer mit einem Eintrag in die Patientenakte gedroht, nun ich hatte ziemlich viele davon, weil ich nicht müde wurde, meinen Mitpatienten zu empfehlen, die Drogen ersatzlos ins Klo zu schütten, das sah man dort gar nicht gerne.

      Die Gefahr, bei den ständig gebetsmühlenartig wiederholten Diagnosen besteht darin, dass man die irgendwann mal glaubt. Die Psychiatrie kreiiert sich ihre Patienten nach Belieben selbst, deshalb gehört sie abgeschafft, selbst wenn das Personal danach Hartz IV-Empfänger würde, wäre das billiger als der volkswirtschaftliche Schaden, den sie tagtäglich anrichten. Ich kenne mich mit den wirklich schwerwiegenden psychiatrischen Diagnosen nicht aus, es mag sein, dass z.B. für Schizophrene ein Restbestand an pschiatrischen Einrichtungen notwendig bleibt, darauf sollte man das dann aber auch beschränken.
    • Jannis, Du scheinst nicht gewillt zu sein, Dich in der Einschätzung Deiner Selbst, nach der Ansicht eines anderen zu richten.
      Das ist ein schöner Hinweis auf geistige Gesundheit.

      Als ich mir beim Psychiater ein Rezept geholt habe um mit aus Deiner evtl. Sicht, "Eso-Tante" zu arbeiten,
      machte er mich darauf aufmerksam, das er der Fachmann wäre. Dabei mußte ich innerlich schmunzeln :D

      Ich sagte Ihm auch, das ich kein Vertrauen zu Ihm hätte. Darauf hin, schaute er mich mit festen Augen an
      und sagte zu mir: "Aber ich vertraue Ihnen."

      Zitat Jannis:
      "Es ist der Pharmaindustrie also tatsächlich gelungen, Handelsvertreter mit weißen Kitteln direkt mitten im Absatzmarkt zu installieren."

      Der ist echt gut :D
      mit sind schon fast die Tränen gekommen,
      weil natürlich etwas wahres dran ist,
      wenn auch etwas zugespitzt.

      Zitat Jannis:
      "Man ist in der "Irrensanstalt" und daraus ergibt sich ja zwangsläufig, dass man irre ist, Beweisschlusslogik."

      Ich denke, das eine Institution die nur Irre sieht selbst Irre ist. Ich halte das für eine Projektion. Patienten sind oft nur für kurze Zeit da, Psychiater dagegen oft ihr ganzes Arbeitsleben. Mit wem würdest Du da gerne tauschen?
      Ich denk mir manchmal, es ist schon ganz richtig, das die Psychiater in der Klapse sind.
      Das ist meine Beweisschlusslogik.

      Ich glaube jemand der wirklich geistig völlig gesund ist, verzichtet auf Diagnosen und Urteile gegenüber seinen Mitmenschen total und nimmt die Welt auf andere Weise war. Ich bin nicht so völlig geistig frei und gesund, ich mache das schon. Es gelingt mir aber auch immer öfter mich und die anderen zu akzeptieren wie sie sind.

      st im Knast ist es das Selbe. Wer sitzt muß schuldig sein. Auf der einen Seite wird gepredigt wie schlecht gewalt ist und auf der anderen Seite alles mit Gewalt durchtgesetzt.Diese Institution ist für mich jedenfalls auch nicht wirklich gesund.

      Es hat mich tief berührt, zu sehen, das ein Lehrer (obwohl ich Lehrer eigentlich nicht mag) die vollen fünf Jahre wegen Vergewaltigung absitzen mußte. Weil er stets seine Unschuld beteuert wurde, wurde er mit den herabsetzendensten Diagnosen versehen und wurde von seinem Vater der zu dem Zeitpunkt todkrank war angefleht die Tat zu gestehen um nach drei Jahren entlassen werden zu können. Der Lehrer sagte er könne nichts zugeben, was er nicht getan hat.
      Vielleicht kennst Du die Geschichte, möchte mich auch nicht näher dazu äußern, jedenfalls war das Leben des Mannes kaputt, fand keine Anstellung mehr und es half auch nichts das Ihm ein Richter entschuldigte, das Urteil revidierte und sagte die Justiz habe Ihm 10 Jahre seines Lebens geraubt. (10 Jahre weil er auch nach Haftentlassung als verurteilter Vergewaltiger keine Einstellung
      fand und nicht ins Leben zurückkam). Nach dem späten Freispruch bekam er ein Jahr die Entschädigung nicht ausbezahlt, dann hatte er einen Herzinfarkt und war tot.

      Wir haben Systeme und Organisationen, wo wir auf Fremdbestimmung konditioniert werden. Wenn es in der Schule schon den ganzen Tag heißt, mach das! mach das! mach das! mach das!
      Führt das dahin, das wir immer bemüht sind es "richtig" zu machen um von den Autoritäten ein Stückchen perverses Lob zu bekommen.
      Wir leiden an der Sucht nach Anerkennung, weil es uns an Selbstbewußtsein, situatonsunabhäniger Selbstwertschätzung und Liebe fehlt,
      sonst könnte es uns doch wirklich scheißegal sein, was jemand sagt, ob Psychiater oder nicht.
    • Was die Obrigkeitshörigkeit angeht, das ist insbesondere in Deutschland ein echtes Problem, nach meiner Einschätzung ists in Österreich noch etwas schlimmer. Anders kann ich mir die Titelverliebtheit nicht erklären, da will man ja sogar mit einem "mag." noch ein bischen Obrigkeit darstellen. Ich hatte Glück mit meinem familiären Setting, Obrigkeit gabs für meine Eltern nicht, wer Ehrerbietung erfahren wollte, musste sich das durch sein Handeln verdienen, da half auch kein Baron oder Professor im Titel. Das hat aber vom ersten Schultag an Ärger gegeben, weil sich die Lehrer gefälligst aus meiner Erziehung heraushalten sollten, da dieser Job ja bereits vergeben war an erbeblich klügere und weltoffenere Menschen, meine Eltern.

      Ich lege mich auch heute noch liebend gerne mit der sog. Obrigkeit an und muss das ja schon berufsbedingt täglich tun, das kann die Deutsche Bank genauso sein wie der Staat.

      Am Schlimmsten aber sind die Typen, die aufgrund einer bloßen Formalqualifikation von mir erwarten, dass ich vor ihnen kusche, dazu zählen leider sehr viele Ärzte ("Ich bin hier der Fachmann!"). Wenn die einem dann noch nichtmal erklären können, warum sie dies oder das tun, habe ich es in 100% der Fälle nicht mit einem Fachmann sondern mit einem Blödmann zu tun.

      Ich selbst will auch nicht als Obrigkeit angesehen werden und finde es blöd, wenn sich Mandanten in ihren Sonntagsanzug zwängen, bevor sie in meine Kanzlei kommen und dann überrascht sind, wenn ihnen der Herr Rechtsanwalt im T-Shirt gegenüber sitzt. Ich werde für meine Problemlösungskomptenz bezahlt, das ist mein Job (einer wie jeder andere) nicht als Dressman.

      Was unsere Strafjustiz angeht, die funktioniert im Ländervergleich schon ganz gut, natürlich gibts hin und wieder auch mal Fehlurteile. Ein Problem sehe ich aber ganz markant sowohl in der forensichen Unterbringung als auch bei der Sicherungsverwahrung im Anschluss an die Strafverbüßung, weil rein faktisch kaum eine Möglichkeit für den Betroffenen besteht, sich hiergegen rechtlich zu wehren.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Jannis ()

    • Ich kenne mich mit eurem Sozialsystem nicht aus, deshalb frage ich mal, ob du denn zur Notstandshilfe dazuverdienen darfst? Klar, du würdest wahrscheinlich lieber in deinem Beruf arbeiten und mehr verdienen, aber bis es so weit ist, könnte man durch Aufstocken vielleicht deine Situation veerbessern, auch wenn es nur 150 Euro mehr sind. Aber die haben oder nicht haben kann schon ein Unterschied sein. Als Student kenn ich das Problem. Ich merk es sehr wohl, wenn ich weniger gearbeitet habe und plötzlich mal 100 bis 200 Euro weniger zur Verfügung habe.

      Hier gibt es lokal eine witzige Entwicklung: Es gibt ja viele alleinerziehende Mütter, wo der Vater null Ambitionen hat irgendeine Art von Kontakt zu seinem Kind aufrecht zu erhalten. Deshalb bieten manche Männer hier sich als "Tagesvater" an. Das ist ja gerade für Jungs ne wichtige Sache. Es ist gar nicht so gut für die Kids, wenn sie fast nur von Frauen erzogen/betreut werden. Selbst in der Schule haben sie fast nur weibliche Lehrer. Deswegen wird hier schon seit längerem gemeckert, dass gerade die Jungs zu wenig männliche Bezugspersonen haben, an denen sie sich orientieren können. Und die Mütter finden es gut, wenn ihre Kids auch Konatkt zu einem Mann als Bezugsperson haben, auch wenn es nicht der leibliche Vater ist. Aber immerhin lernen sie es so kennen. Vieleicht nicht ganz unbrauchbar in Hinblick dessen, dass viele später selbst ein mal Vater sein werden. Ich weis nicht, ob das was für dich ist, aber du bist ja selbst Vater. Hat den Vorteil, dass du dir deine Zeit frei eineilen kannst und u.U. sogar zuhause arbeiten.
      Die Akzeptanz, dass Männer sich um Kinder kümmern, wächst hier ständig. Ich kenne mitlerweile auch viele ärztliche Kollegen, die in Elternzeit gehen und ihr Baby hüten, was früher noch reine Frauensache war. Ich hab sogar einen Großcousin, der sich entschieden hat Hausmann zu sein, weil seine Frau einfach die in der Familie ist, die den besser bezahlten Job hat.

      Na ja, vielleicht ist es auch eine doofe Idee gemessen daran, dass es dir ja psychisch zurzeit nicht so dolle geht...

      LG, das Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Jannis schrieb:

      Ich hatte Glück mit meinem familiären Setting, Obrigkeit gabs für meine Eltern nicht, wer Ehrerbietung erfahren wollte, musste sich das durch sein Handeln verdienen, da half auch kein Baron oder Professor im Titel. Das hat aber vom ersten Schultag an Ärger gegeben, weil sich die Lehrer gefälligst aus meiner Erziehung heraushalten sollten, da dieser Job ja bereits vergeben war an erbeblich klügere und weltoffenere Menschen, meine Eltern.
      War bei uns vergleichbar, muß was bipolares haben :) . Aber mein Alter steht auf Härte,
      also wurden seine Lehrerkollegen/ meine Lehrer gebeten, mich hart anzufassen. Hat so
      mancher getan, auch Schläge waren durchaus üblich bis ca. 14 J.
      Rosenmontag haben sich die Schulabgänger gerächt, in der Schule war Karnevals-Party.
      Der schlimmste Quäler kriegte einen Sack über den Kopf und wurde kollektiv verprügelt,
      Karneval in seiner ursprünglichsten Art als Ventil.

      Obrigkeitsdenken ist mir auch fremd, das hat mir viele Probleme im Leben bereitet. Respekt
      habe ich vor Menschen aufgrund ihres Seins/ Handelns , nicht ihrer Titel / Funktionen.

      Hab grad beim Papiere-Checken die ICD10-Schlüssel meines Psych-Ober-Arsches gelesen, das
      muß wohl Rache gewesen sein, ich hab den Schmiersack auch sehr heftig angemacht. Na ja,
      mittlerweile sind die DX gesichert, Schnee von gestern.

      LG
    • Abseits aller anderen Überlegungen:
      Spanien hat - berichteterweise - eine im europäischen Vergleich rekordverdächtige Arbeitslosigkeit.
      Österreich im Vergleich eine sehr geringe.

      Es gab in den Ländern, wo die Arbeitslosigkeit anstieg, auch eine erhöhte Rate von Suiziden (wobei zu beachten ist, das Korrelation natürlich nicht gleich Kausation ist).

      Ich gehe aber dennoch davon aus, daß gerade im Klima einer hohen Arbeitslosigkeit der Konkurrenzkampf um Arbeit oft nicht von Menschen gewonnen wird,
      die eine psychiatrische Diagnose erhalten haben.
      (Psychische Erkrankungen sind "Top" unter den Gründen für die sogenannten IVP =Invaliditätspension).
    • Ja es wäre zu schön, um wahr zu sein, wenn er wieder da wäre- dauerhaft :traurig:
      Aber schön zu lesen, dass auch andere das so sehen, und vor allem sich öffnen und sich auch trauen, das ganz offen zu schreiben! Denn es ist so, wie es ist: Er fehlt.

      Zum Thema: Ich denke Moritz hat insofern Recht und spielt darauf an, dass es dir derzeit in Spanien auch nicht besser ginge, während das Land so tief in der Krise steckt- zumindest arbeitstechnisch. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass das Leben dort generell leichter zu tragen ist, wenn die Mentalität dort so viel lockerer ist. Andererseits denke ich aber, dass es dich nicht weiter bringen wird, immer darüber nachzudenken, wie es womöglich wäre, denn es ist nun mal nicht so, dass du derzeit dort lebst. Das ist Verschwendung kostbarer Lebenszeit und Energie, zieht dich unnötig runter und hält dich davon ab einen Lösungsansatz zu finden. Möchtest du denn dein Herz wirklich für die Österreicher und das Land öffnen? Was hält dich davon ab? Würde es einen Unterschied machen?

      Ich wünsche dir viel Kraft.


      LG, das Nüssli
      Was tun nach dem Absturz?
      Aufstehen. Krönchen richten. Würdevollen Schrittes weitergehen.
    • Gerne schließe ich mich der allgemeinen Freude an, dass Moritz sich nochmal zu Wort gmeldet hat. Bei all meiner teils harschen Kritik an seiner Branche hat das nichts mit der Wertschätzung der Person zu tun. Was nun die Lebensqualität angeht, sollte sich das statistisch beantworten lassen, wenn man etwa die jeweilige Anzahl der Depressiven pro tausend gegenüberstellt. Ich bin mir nicht sicher, ob die Arbeitslosenquote dabei eine wirklich so wichtige Rolle spielt, umgekehrt könnte man bei zuviel Arbeit ja auch freizeitlos sein, ist auch belastend. Wenn ich die Wahl zwischen Österreich und den Iberern hätte, würde ich mich auch für die Sonne entscheiden, zumal ich mit der Mentalität extrem gut zurecht komme.