Medikamente?!!

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    • Ich kenne eben auch niemanden der es ohne Medikamente schafft. Aber es soll solche geben. Ich bin gespannt ob sich jemand meldet. Ich denke auch, dass man es ohne Partner und ohne Kinder leichter schafft. Leidtragende sind immer die Kinder und in meinem Fall mein Mann. Aber manchmal habe ich auch so ein schlechtes Gewissen. Als Kind dachte ich immer wenn eine 30 oder 40-jährige Muitter durch Medikamente oder Alkohol verändert ist, das ist das Allerletzte. Heute gehöre ich dazu und ich fürchte mich vor dem Tag an dem eines meiner Kinder sagt, hör mal auf Medikamente zu nehmen, du bist ja nicht mehr du selbst.

      LG Flowers
    • Hi also ich bin bipolar und ein ultrarapid cycler aber nehme nur ad's (was ich eventuel bald ändern muss...) aber jemand in meiner Famillie mit einem klassischeren Verlauf als ich (Bipolar 1 mit ca 6 monatigen phasen) lebt heute, mit frau und kindern, ein "normales" Leben. er hat zwar mal ad's genommen aber nie irgend eine Manie prophylaxe. Ich glaube damals gab es dafür nur lithium. er hat nach depression, mani, depression konsequent jeden psychater gemieden (also auch ad's) und mit psychotherapie seine phasen "in den griff" gekriegt. Es kam wohl immer mal wieder raus, und zwar durch persönliche Schicksalsschläge mal in die eine Richtung mal in die andere, aber im großen und ganzen ist er stabil !!!absolut ohne Medikamente!!! und weder er noch sein Umfeld müssen darunter leiden. (soweit ich das beurteilen kann) der mann ist meine große hoffnung. Ich denke die md ist, zumindest bei mir, nur ein etwas untypischer weg mit problemen die das leben nun einmal für uns bereit hält, umzugehen. Ich will nicht behaupten das dies für jeden md patienten Gültigkeit besitzt aber sobald ich aus dieser akuten phasenschwankungen (gott ich wünschte ich würde einfach mal so ein halbes jahr lang bloß hypomanisch sein... ich würde den preis dafü bezahlen) werde ich mit meiner Sehle versuchen einen pakt zu schließen. aussehen könnte der in etwa so: Ich werde dich besser behandeln, dich versuchen so gut es geht zu schonen und du darfst trotzdem traurig sein wild verrückt glücklich niedergeschlagen und eitel. Mitteilungsbedürftig, engagiert, faul, beleidigt und vieles vieles mehr aber, und jetzt kommt der Haken werde ich zu meiner Sehle sagen, las mich wissen warum.l In diesem sinne....hab euch lieb... n bisschen... ganz platonisch...im rahmen
    • vor 4 jahren wurde die diagnose md erstmals gestellt, obwohl ich sie schon seit mindestens 10 jahren habe. ich habe seitdem versucht, die krankheit ohne medis in den griff zu bekommen.
      aber die einbussen bei der lebensqualität sind beträchtlich. ich habe abgesehen von meinem partner kaum noch soziale kontakte und kann auch keinen festen beruf ausüben, weil ich durch den leistungsdruck zuerst aufdrehe und dann zusammenbreche (na ihr kennt das ja). ich muss also freiberuflich arbeiten, wenns mir zu schlecht oder zu gut geht, bekommt das dann keiner mit.
      ich hätt so gern mal ne arbeit, aus der ich nicht nach 6 monaten wieder rausfliege. und mein partner hat zwar viel verständnis, aber er leidet ja unter meiner md. ich werde also doch zum arzt gehen. *seufz* ich habs nicht geschafft, alleine damit fertig zu werden.

      grüße an euch alle leni
    • Hi Flowers,

      was meinst du eigentlich genau mit "ohne Medikamente leben können"?

      Egal: Im dt. MD-Forum gibt es einige, die nach eigener Aussage ganz ohne oder mit nur sehr wenig Medikamenten (z.B. 50 mg Seroquel tägl.) leben. Bei den Leuten mit sehr wenig Medikamenten sind vor allem auch die drin, die zwar keine Phasenprophylaxe, aber bei Bedarf doch Akutmedikation nehmen. Dann gibt es natürlich auch MDler die "einfach so" sehr lange phasenfreie Zeiten haben, hab neulich von einer Forumsteilnehmerin die Angabe 12 Jahre gelesen.

      Von einem Freund von mir habe ich erst nach meiner Manie letztes Jahr (war im Mai/Juni 2005) erfahren, dass er selbst Betroffener ist. Er schert sich mittlerweile weder um Diagnose noch Behandlung, sondern kriegt sich durch gute Selbstbeobachtung und Gegensteuerung in den Griff. Medikamentenfrei nach anfänglicher Akutmedikation, und das seit nun rund zehn Jahren (bei ihm fing's mit ca. 14 Jahren an, heute ist er knapp 30). Ach so, er hat keine Kinder, ist aber gerade dabei, sein zweites Studium abzuschließen, das er in Rekordzeit absolviert hat.

      Ich habe meine Akutmedikation nach langer Stabilisierungsphase im April diesen Jahres zu Ende ausgeschlichen und fühle mich gut dabei. Muss allerdings auch dazu sagen, dass ich ca. 1,5 Jahre Dauerstress und Schlafentzug "gebraucht" habe, um die Manie "hinzukriegen". Und dass meine Diagnose so lange nicht 100% sicher ist, bis ich eine neue Manie kriegen sollte. In jedem Fall scheint meine Reizschwelle doch sehr hoch zu sein, was mich für die Zukunft relativ optimistisch stimmt. (Kinder habe ich keine, ich war aber durchgehend berufstätig, auch in der Akutphase.)

      Viele Grüße und einen schönen Tag,
      Könich Caro
      "Das einzige Problem, das ich noch habe, sind Zeit und Raum - aber das check ich auch noch!" (Uli Keuler, aus dem Schwäbischen eingedeutscht)
    • Es ist wichtig, zu verstehen, daß es nicht "die eine Krankheit BP" gibt, sondern dieser Begriff letztlich ein Sammelbegriff ist, wo Zustandsbilder mit ähnlichen Symptomen in einen großen Topf geworfen werden.

      Der Verlauf kann aber VÖLLIG unterschiedlich sein.
      Es gibt durchaus Verläufe mit "Spontanremissionen", also plötzlichen "Heilungen" im den Sinn, daß keine Phasen mehr auftreten.
      Es gibt auch Verlaufsformen, wo plötzlich, aus auch für die Medizin unerklärbaren Gründen und ohne irgendeine Therapieänderung für lange Zeit, u.U: viele Jahre keine Phasen mehr auftreten, und dann ebenso plötzlich und ebenso ohne erkennbaren Anlaß wieder neue Phasen kommen.

      Und der Verlauf kann sich mit zunehmenden Lebensalter ändern.

      Die meisten BP_Pateinten erleben irgendwann in ihrem Leben eine "Rapid Cycling" Phase mit sehr schneller Abfolge von Phasen - die dann wieder vergeht.



      Rein statistisch ist es aber ganz klar:
      Patienten, die regelmäßig Medikamente nehmen haben weniger Phasen, und, wenn man sie selbst befragt, auch eine höhere Lebensqualität.

      Trotzdem bleibt jeder "Fall" ein Einzelfall, wo man individuell vorgehen und auch entscheiden sollte.
    • Individueller Verlauf und Behandlung

      Ich möchte psmmg's Einschätzung aus eigenem Erleben und inzwischen angeeignetem Wissen über unsere Krankheit deutlich unterstreichen.

      Zunächst ein Zitat des von mir sehr geschätzten Thomas Bock, der aus meiner Sicht richtigerweise sagt : 'Es gibt so viele Verlaufsformen der bipolaren Störung wie Menschen daran erkranken'. Er setzt sich in seinen Büchern auch gegenüber seinen KollegInnen vehement dafür ein, immer den einzelnen Menschen zu sehen und das gesamtheitlich, d.h. mit seiner Vorgeschichte und in seinem sozialen Umfeld. Auch nach meiner sehr langen Therapie-'Schädigung' ist dies der einzig vernünftige Behandlungs-Ansatz.

      Ich selbst habe trotz meiner rückblickend seit der Jugend gegebenen Bipolarität, deren Phasen auch aus heutiger Sicht klar erkennbar sind, bis zum totalen Burn-Out 1996 ohne Psychopharmaka gelebt, abgesehen von einem heftigen Sucht-Absturz mit Langzeit-Entzug 1977/78 und einigen wenigen AD-Kurzbehandlungen in den 90er Jahren.

      Dies ist also ein Beispiel dafür, dass es auch ein BP-Leben ohne Medis geben kann, aber : Zum einen wusste ich nichts über meine Krankheit, zum anderen hatte ich einfach das unverschämte Glück, meine Achterbahn-Höhen und -Tiefen mehr oder weniger unauffällig austoben zu können, sowohl beruflich (im IT-Sektor gibt es genügend andere 'Besessene'...) als auch sozial (z.B. durch meine extrem geduldige Frau). Es ist also kein Lebens-Beispiel, das übertragbar ist oder ich gar anderen zur Nachahmung empfehlen würde.

      Heute lebe ich nach meiner endgültigen korrekten Diagnose 2005 (von 1996-2005 waren die Docs auf dem Trip der unipolaren - endogenen - Depression) mit einer Phasenprophylaxe (Valproat) und zwei ADs und sehe dies als eine Stütze und gute Absicherung nach oben wie unten, die ich auch nach Bedarf in bestimmten Grenzen selbst reguliere.

      Für mich persönlich aber wichtiger ist die kontinuierliche Begleitung durch meinen Therapeuten, die durchaus in den stabilen Zeiten, wie ich sie jetzt seit April 2005 erlebe, niederfrequent sein kann.

      Ich glaube, ich habe gemeinsam mit meinen Behandlern den individuellen Weg und Behandlungs-'Mix' gefunden, von dem psmmg in seinem Beitrag sprach. Aber noch mal gesagt : Jede/r muss seinen/ihren eigenen Weg finden.

      Gruß an alle

      Pedro el Loco [Blockierte Grafik: http://www.xrtheme.com/content/emoticons/Kids/02.gif]
      You'll never gonna change anything!

      (John Rambo in Rambo IV)

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    • Ich bin, was Behandlung und Medikation angeht, eher vorsichtig, weil ich die Folgen wirklich in sehr drastischer Weise habe erleben müssen.
      Meine Mutter, die eine schwere schizoaffektive Störung hatte, wurde zwangsweise mit Medikamenten behandelt, was im Interesse ihrer Umwelt vermutlich auch richtig war. Die Nebenwirkungen waren so schwer, dass ihre Lage nun auf eine andere Weise genauso schlecht war wie zuvor. Sie nahm innerhalb von 2 Jahren 50 Kilo zu. Er war wirklich unheimlich, wie schnell aus einer "verrückten", aber immerhin hübschen und lebensvollen Frau ein 130-Kilo-Zombie wurde. Sie saß nur noch mit glasigem Blick vor der Glotze und starb mit 50 Jahren an den Folgen ihrer Adipositas, mit einem BMI von 42.
      Ihre Behandlung ist jetzt 25 Jahre her, und klar gibt es inzwischen auch Medikamente mit weniger Nebenfolgen. Aber diese Erfahrung ist der Grund, dass ich mich nach der Diagnosestellung MD dafür entschieden habe, es aus eigener Kraft zu versuchen. Der Arzt hatte damals Lithium erwähnt, und das wollte ich nun wirklich nicht.

      Aber da ich jetzt doch eine Behandlung anfangen will, würd ich schon gern wissen, was mich erwartet. Mich würde sehr interessieren, was Ihr für Medikamente nehmt/genommen habt und wie es bei euch mit den Nebenwirkungen aussieht (Apathie, Gewichtszunahme, kognitive Einbußen, Verlust der Kreativität...)
      Und mich würde natürlich auch interessieren, ob euch die Ärzte ernst nehmen, also ob ihr bei der Wahl der Medikamente ein Mitspracherecht habt.

      Mit freundlichen Grüßen Leni