Antidepressiva als „Mood Stabilizer“?

Quelle: Journal of Affective Disorders 2006; Epub ahead of print

Der Gebrauch von Antidepressiva bei BP wurde lange Zeit eher kritisch gesehen.
Man fürchtete

1. Switch in die Manie und
2. Eine „Beschleunigung“ des Krankheitsverlaufes mit häufigeren Phasen.

Man kann heute das Switch Risiko etwas relativieren, zumindest für SSRI (siehe Antidepressiva),
während trizyklische Antidepressiva doch ein erhötes Risiko zum Aulösen manischer Phasen
zu haben scheinen.
Nicht zu beantworten ist allerdings bisher mit Sicherheit, ob Antidepressiva bei dauerhafter einnahme den Verlauf beschleunigen oder
sonstwie verändern.

Eine neue kleine Studie untersuchte die Wirkung von dauerhaft (9 Monate) verabreichten SSRI
bei Bipolar II Patienten (also solchen, Depression und Hypomanien, aber niemals voll ausgeprägte Manien haben) in Vergleich
zu Placebo.

Dabei zeigte sich:

– klinisch ging es den Patienten, die SSRi erhielten im Vergleich zu denen mit Placebo besser
– es fand sich kein Einfluß auf den Verlauf, dh. nicht mehr Phasen als in der Placebogruppe

Kommentar:

insgesamt ist die Studie noch (viel) zu klein (nur 10 Patienten) und auch zu kurz, um eine Aussage zu treffen.
Es scheint aber gut möglich, daß für Bipolar II- Patienten, die v.a. unter Depression leiden, eine dauerhafte
Gabe von Antidepressiva eine mögliche Option sein wird.

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