2009 – Newsletter 1

Hohes Risiko fuer Bluthochdruck und Herzerkrankungen bei bipolaren Patienten

Eine grosse Untersuchung an ueber 1400 bipolaren Patienten, fast 7000 unipolar depressiven Patienten und mehr als 30.000 gesunden Kontrollen verglich dass Risiko fuer Bluthochdruck und kardiovaskulaere Erkrankungen (Infarktrisiko) zwischen den Gruppen. Bipolare Patienten hatten ein deutlich erhoehtes Risiko fuer beides auch im Vergleich zu den unipolar depressiven, und entwickelten diese im Schnitt Erkrankungen mehr als 10 Jahre frueher. Sie hatten auch eine hoehere Rate von suchterkrankungen und das niedrigste Haushaltseinkommen. Diese untersuchung unterstreicht die besonders hohe Belastung, die eine bipolare Erkrankung fuer Betroffene bedeutet und die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen, speziell auch fuer Bluthochdruck und Herzerkrankungen. Quelle: Cardiovascular disease and hypertension among adults with bipolar I disorder in the United States. Bipolar Disorders 2009: 11: 657–662

Lithium foerdert die Energieproduktion in den Mitochondrien – Kraftwerke der Zelle.

Dass Lithium bei bipolaren Erkrankungen stimmungsstabilisierende Wirkung haben kann, ist schon laengere Zeit bekannt. Die Wirkmechanismen sind aber immer noch nicht vollstaendig verstanden. Ein Teil scheint durch Beeinflussung der Signaltransduktion (Informationsweitergabe innerhalb einer Nervenzelle) vermittelt zu sein. Jetzt wurde auch ein Einfluss auf die Mitochondrien gezeigt. In diesen wird die fuer die Funktion der Zelle notwendige Energie erzeugt („oxidative Phosphorilierung“ oder „Atmungskette“, http://de.wikipedia.org/wiki/Oxidative_Phosphorylierung). Es gibt schon lange Hinweise darauf, dass bei bipolaren Erkrankungen die Energiegewinnung in Mitochondrien gestoert ist. Bei bipolaren Patientenkonnte jedoch jetzt gezeigt werden, dass genau dieser Prozess durch Lithium gefoerdert zu werden scheint und somit moeglicherweise ein wichtiger Teil der Wirkung ist. Quelle: Lithium-induced enhancement of mitochondrial oxidative phosphorylation in human brain tissue . Bipolar Disorders 2009: 11: 515–522

Kann man bipolare Erkrankungen und ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitaetssyndrom) im Kindesalter unterschieden?

In Europa ist es – im Gegensatz zu den USA – eher unueblich, bipolare Erkrankungen schon in der Kindheit oder fruehen Jugend zu diagnostizieren. Es scheint eine sehr grosse UEberlappung der Symptome mit dem sogenannten Aufmerksamkeits-Hyperaktivitaets- Syndrom (http://de.wikipedia.org/wiki/Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivit%C3%A4tsst%C3%B6rung#Psychoanalytische_Theorien) zu geben. Eine Untersuchung zeichnete nun systematisch die Symptome von Kindern mit bipolarer Erkrankung und solchen mit ADHs waehrend 10 Jahren auf und vergich diese untereinander. Beide Gruppen zeigten Impulsitivtaet und Hyperaktivtaet; zeitweise gehobene Stimmung und verminderter Schlaf waren jedoch typischer fuer die bipolaren. Diese beiden Merkmale koennten ein diagnostisch wichtiger Hinweis sein, wenn Zweifel ueber die Zugehoerigkeit zu einer der beiden Gruppen sein. Quelle: Bipolar Disorders 2009: 11: 441–451. Earliest symptoms discriminating juvenile-onset bipolar illness from ADHD

Faserbahnen im Gehirn zeigen bei schizophrenen und bipolaren Patienten aehnliche Veraenderungen

Faserbahnen im Gehirn zeigen bei schizophrenen und bipolaren Patienten aehnliche Veraenderungen Mit Hilfe einer bildgebenden Technik namens DTI (Diffusion Tensor Imaging, http://de.wikipedia.org/wiki/Diffusions-Tensor-Bildgebung) koennen Faserbahnen, also Vernetzungen verschiedener Hirnregionen miteinander, dargestellt und auf Veraenderungen untersucht werden. Es zeigte sich, dass sowohl bei schizophrenen als auch bei bipolaren Patienten Bereiche der Capsula interna (http://de.wikipedia.org/wiki/Capsula_interna) , einer Verbindung von Grosshirnrinde mit anderen Hirnregionen, des vorderen Thalamus (http://de.wikipedia.org/wiki/Thalamus), ebenso einer wichtigen Schnittstelle, und des „Fasciculus uncinatus“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Fasciculus_uncinatus), der fuer Sprachverarbeitung und Langzeitgedaechtnis eine Rolle spielt, veraendert waren. Bemerkung: Diese Ergebnisse unterstuetzen die Annahme, dass es gemeinsame Grundalagen fuer beide Erkrankungen gibt, die sich auch in sehr diskreten Hirnveraenderungen zeigen koennen. Quelle: White matter abnormalities in bipolar disorder and schizophrenia detected using diffusion tensor magnetic resonance imaging, Bipolar Disorders 2009: 11: 11–18

Eine spezielle Hirnregion fuehrt bei bipolaren Patienten zu hoeherer Impulsivitaet

Impulsivitaet gehoert zu den normalen Verhaltensweisen, kann aber in ihrem Ausmass zwischen einzelnen Individuen stark variieren. Bei bipolaren Patienten fanden viele Untersuchungen eine vergleichsweise hohe Impulsivitaet, die auch mit einem komplizierteren Verlauf der Erkrankung einhergeht. In einer MRT-Untersuchung ergaben sich nun Hinweise auf eine Veraenderung des sogenannten „anterioren cingulaeren Kortex“ (siehe: http://www.fmri-easy.de/limb_ana.htm), die mit erhoehter Impulsivitaet einhergeht. Bei Probanden ohne bipolare Erkrankung oder andere psychische Erkrankung scheinen im Gegensatz dazu andere Teile des Gehirns fuer das Merkmal „Impulsivitaet“ wichtiger. Quelle: Anterior cingulate volumes associated with trait impulsivity in individuals with bipolar disorder. Bipolar Disorders 2009: 11: 628–636

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