Valproinsäure

Handelsname: Depakine, Convulex

Mittel zur Phasenprophylaxe bei bipolarer Störung, Antikonvulsivum (Mittel gegen Epilepsie)

1. Anwendung

Valproinsäure wird zur Phasenprophylaxe (Rückfallverhütung) und zur Behandlung akuter Manie verwendet. Eher nicht wirksam ist es gegen eine akute Depression.

2. Dosierung

Die Dosis muss für jeden Patienten individuell bestimmt werden, sie richtet sich nach dem Ansprechen des Medikament und nach dem Blutspiegel, der vor allem in den ersten Behandlungsmonaten regelmäßig bestimmt werden muss. Anfangs kann eine mehrmals am Tag erfolgende Einnahme des Medikaments nötig sein , später reicht eventuell eine einmalige Dosis am Tag. Wenn morgens eine Blutabnahme zur Spiegelbestimmung geplant ist, nehmen sie das Medikament erst nach der Blutabnahme ein, da sonst der bestimmte Wert falsch sein kann.

3. Wie schnell wirkt Valproinsäure?

Bei akuter Manie beginnt die volle Wirkung nach bis zu 14 Tagen, die phasenprophylaktische (rückfallverhütende)
Wirkung erst nach einigen Wochen bis Monaten.

Bitte verändern Sie die verordnete Dosis nicht selbständig und setzen sie das Medikament nicht ohne Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt ab.

4. Wie lange sollte das Medikament genommen werden?

Allgemein wird empfohlen, nach einer erstmalig aufgetretenen Manie das Medikament ein Jahr lang zu nehmen. Danach kann ihr Arzt eventuell versuchen, die Dosis langsam zu reduzieren, wobei genau auf mögliche Symptome einer neu auftretenden Phase geachtet werden muss.

Patienten, die schon mehrere manische oder depressive Phasen erlebt haben, wird eine ständige Weiterbehandlung empfohlen.

5. Welche Nebenwirkungen kann das Medikament haben?

Genaue Informationen können Sie dem Beipackzettel des Medikaments entnehmen, den Sie bitte aufmerksam lesen sollten.

Im allgemeinen wird Valproinsäure gut vertragen.
In extrem seltenen Fällen können aber auch schwere Nebenwirkungen auftreten, daher sollten Sie auf mögliche Symptome achten und diese ihrem Arzt melden.

  • Leberschäden: Bauchweh, Übelkeit, Appetitverlust, Erbrechen
    Achtung: Vor der ersten Einnahme sollten die Leberwerte kontrolliert werden, danach alle 6 Monate.
  • Bauchspeicheldrüsenentzündung: Bauchweh, Erbrechen
  • Bei Frauen: Valproinsäure kann den Hormonstoffwechsel beeinflussen.
    So können Nebenwirkungen auftreten, zB Zyklusstörungen. Die Veränderungen treten dabei wenn überhaupt meist im ersten Jahr der Therapie auf, später nur mehr selten. Daher ist es wichtig, regelmäßig und vor allem im ersten Jahr frauenärztliche Kontrollen und Hormonspiegel zu machen, was bisher sicher (noch) nicht überall Routine war/ist, damit man im Fall von derartigen Veränderungen evtl. auf eine Medikation umsteigen kann. siehe auch folgender Artikel
  • Schwangerschaft: in der Schwangerschaft sollte Valproinsäure nach Möglichkeit nicht genommen werden, da es nicht auszuschließen ist, daß Schäden entstehen (insbesondere sogenannte Neuralrohrdefekte („Spina bifida“) und Herzfehlbildungen). Zum Teil kann man das Risiko durch eine gleichzeitige Gabe von Folsäure vermindern (was zB bei Epilepsiepatientinnen, die das Medikament in der Schwangerschaft weiternehmen müssen, gemacht wird.) Bitte bedenken Sie dies und sorgen sie für eine wirksame Verhütung, wenn sie Valproinsäure nehmen! Sollten sie eine Schwangerschaft wünschen bzw. planen, besprechen sie dies unbedingt mit ihrem/ihrer behandelnden Hausarz/ärztin, Psychiater/in und Gynäkologen/in!
  • Bei manchen Patienten kommt es in der ersten Zeit zu vermehrtem Haarausfall, wobei die Haare später wieder nachwachsen. Eine Dosisreduktion, wenn möglich, kann diese Nebenwirkung vermindern.
  • nicht ganz selten kann „der Magen beleidigt“ sein. Meist wird Valproinsäure besser vertragen, wenn die Tablette zusammen mit dem Essen genommen wird. Ausserdem gibt es noch eine andere Darreichungsform, „Depakine chronospheres“, die sich in Flüssigkeiten, aber auch zB in Joghurt gut auflösen lassen und oft besser verträglich sind.
  • seltener: Ödeme (Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe), Tinnitus (Ohrgeräusche)

6. Wer darf Valproinsäure nicht nehmen (Gegenanzeigen)?

Patienten, die eine schwerwiegende Leber- oder Bauchspeicheldrüsenerkrankung haben. Vorsicht ist auch gebeten bei Patienten mit Stoffwechselstörungen, Blutgerinnungsstörungen, Knochenmarksschäden und eingeschränkter Nierenfunktion. Bitte melden Sie Ihrem Arzt, wenn Sie an irgendeiner dieser Erkrankungen leiden!

Achtung: das Allerweltsmedikament Aspirin kann den Blutspiegel von Valproinsäure erhöhen!! Wenn sie Valproinsäure nehmen, sind daher andere Schmerz- und Grippemittel ratsamer (zB Ibuprofen)

Nötige Kontrollen: Blutspiegel und Leberfunktion regelmäßig!!!

KURZFASSUNG

in Österreich häufigste Phasenprophylaxe
gute antimanische Wirkung und Schutz vor Manie
kaum antidepressive Wirkung und weniger Schutz vor Depression
Nebenwirkungen: u.a. Gewichtszunahme (+), Haarausfall (reversibel!), Achtung nicht in Schwangerschaft!

 

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