Wirken Antipsychotika bei bipolarer Depression, und wenn ja,welche?

Quelle: Tohen et al.,Arch Gen Psychiatry. 2003 / Calabrese et al, APA 2004

Zwei sehr goße,methodisch in etwa vergleichbare Studien untersuchten die Wirkung von Quetiapin (Seroquel) und Olanzapin (Zyprexa)
bei bipolarer Depression an mehreren hundert Patienten. Beide Studien zeigten, daß die Wirkung besser als bei Placebo ist.

Bei genauer Betrachtung der Ergebnisse gibtt es aber sehr deutliche Unterschiede.

EFFEKTSTÄRKE BEI BIPOLARER DEPRESSION


In diesem Bild sieht man die sogenannte Effektstärke. Das ist ein Maß dafür, wieviel besser
eine Substanz als Placebo ist.

OLZ: Olanzapin alleine – geringe Effektstärke = kaum besser als Placebo
OFC: Olanzapin zusammen mit Fluoxetin: gute Effektstärke, besser als Placebo; wenig verwunderlich, da Fluoxetin ein Antidepressivum ist!

Quetiapin dagegen zeigt sowohl bei 300mg als auch bei 600mg eine gute Effektstärke.

Kommentar:

Ein genaues Betrachten der Ergebnisse zeigt, daß Quetiapin WESENTLICH besser antidepressiv wirkt als Olanzapin.

Deshalb ist es so wichtig, Studien sehr genau zu lesen und zu verstehen!

Kommentar:

In den letzten Jahren erst wird zunehmend klarer, daß BP eine Erkrankung ist, die auch „zwischen“ den Phasen, also, wenn keine Manie oder Depression vorliegt,
Symptome macht. Möglicherweise liegen auch wirklich etwas veränderte Hirnstrukturen, bzw. andere „Verschaltungen“ vor, wofür es neuerlich Hinweise
aus der fMRI-Forschung gibt (funktionelle MRs, damit kann man grob gesagt in Echtzeit und live sehen, welcher Hirnteil gerade aktiv ist).
Eine praktische Relevanz für mögliche Therapien gibt es derzeit noch nicht, aber je mehr wir verstehen, was eigentlich los ist, desto eher können auch
neue Ansätze gefunden werden.

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